Die Hermannsschlacht
Cheruskerfürst Hermann schließt mit den Römern ein Scheinbündnis gegen die Sueven. Zugleich unterbreitet er den Sueven ein Bündnisangebot, um die römischen Truppen in einen Hinterhalt zu locken. Er schürt den Hass der einheimischen Bevölkerung gegen die fremden Besatzer. Schließlich stehen fast alle Germanen, die zuvor untereinander zerstritten waren, auf seiner Seite. Nachdem die Truppen des römischen Feldherrn Varus vernichtend geschlagen sind, soll Hermann zum König von Germanien ausgerufen werden.
„Die Hermannsschlacht“ zählt aufgrund ihrer Rezeptionsgeschichte zu den streitbarsten Werken Heinrich von Kleists. 1808 verfasst, war sie ursprünglich der Utopie einer geeinten Nation gewidmet – zu Kleists Lebzeiten brisant genug, um nicht gedruckt zu werden. Erst in den 1870er Jahren setzte sich das Stück beim Publikum durch. Spätestens seit dem Ersten Weltkrieg galt es als patriotisches Drama. Nur noch selten wurde es nach 1945 aufgeführt. Spät wurde überhaupt diskutiert, was „Die Hermannsschlacht“ eigentlich darstellt: politisches Tendenzdrama, nationales Pamphlet? Aufruf zum Widerstand der Deutschen gegen Napoleon? Oder ist Hermann eher das erschreckende Beispiel für einen, der inmitten eines europäischen Bruderkriegs für seinen Freiheitswillen jede Moral über Bord wirft und Humanität zum Fremdwort erklärt? Und was fängt er mit der Freiheit an, als er sie vor sich hat?
Zu den Besonderheiten des Werkes gehört mit Hermanns Gemahlin Thusnelda außerdem eine der bemerkenswertesten Frauenfiguren der deutschsprachigen Dramatik. Ist „Thuschen“ ganz der Prototyp der naiven, blonden Frau im Angesicht männlicher Herrschsucht? Oder verfolgt sie ihre Machtstrategien mit ebenso viel Eigensinn wie ihr Gatte? Politik und Privates sind hier so tief voneinander durchdrungen, dass der Zweck überaus viele Mittel heiligt — im Terrain der Familie wie auf dem politischen Parkett.
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„Die Hermannsschlacht“ zählt aufgrund ihrer Rezeptionsgeschichte zu den streitbarsten Werken Heinrich von Kleists. 1808 verfasst, war sie ursprünglich der Utopie einer geeinten Nation gewidmet – zu Kleists Lebzeiten brisant genug, um nicht gedruckt zu werden. Erst in den 1870er Jahren setzte sich das Stück beim Publikum durch. Spätestens seit dem Ersten Weltkrieg galt es als patriotisches Drama. Nur noch selten wurde es nach 1945 aufgeführt. Spät wurde überhaupt diskutiert, was „Die Hermannsschlacht“ eigentlich darstellt: politisches Tendenzdrama, nationales Pamphlet? Aufruf zum Widerstand der Deutschen gegen Napoleon? Oder ist Hermann eher das erschreckende Beispiel für einen, der inmitten eines europäischen Bruderkriegs für seinen Freiheitswillen jede Moral über Bord wirft und Humanität zum Fremdwort erklärt? Und was fängt er mit der Freiheit an, als er sie vor sich hat?
Zu den Besonderheiten des Werkes gehört mit Hermanns Gemahlin Thusnelda außerdem eine der bemerkenswertesten Frauenfiguren der deutschsprachigen Dramatik. Ist „Thuschen“ ganz der Prototyp der naiven, blonden Frau im Angesicht männlicher Herrschsucht? Oder verfolgt sie ihre Machtstrategien mit ebenso viel Eigensinn wie ihr Gatte? Politik und Privates sind hier so tief voneinander durchdrungen, dass der Zweck überaus viele Mittel heiligt — im Terrain der Familie wie auf dem politischen Parkett.
Frizz
„Herausgekommen sind wunderbare Schauspielleistungen und ein paar starke Szenen, die vor kriegsförderndem Nationalismus warnen.“
KULTURA-EXTRA
Regisseur Pařízek vereinigt die verschiedenen Figuren der Deutschen in einer Person, was […] die Konzentration auf die Hauptfigur, die vom Leipziger Schauspieler Dirk Lange verkörpert wird, besonders schärft. Ihm zur Seite agiert Julian Kluge als Eginhardt mehr als ergebener Erfüllungsgehilfe denn als Rat. Eine besondere Funktion gibt Pařízek der Gemahlin Herrmanns, Thusnelda, die bei Bettina Schmidt sicher nicht das blonde, willfährige Dummchen ist, sich ihrer strategischen Bedeutung als Lockvogel wohl bewusst auch mehrfach gegen die Vereinnahmung aufbegehrt […].
Leipzigs Neue Seiten
„In Leipzig, mit der Spielzeit, die den 30. Jahrestag des Mauerfalls begleitet, nun so ein Wagnis? Ausgerechnet auch noch die Premiere am Tag der deutschen Einheit? Es kann als Statement des Intendanten gesehen werden. Spielplangestaltung und Terminierung als Politikum. Enrico Lübbe fordert zur Diskussion heraus. Bravo!“
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LIZ
Im Zentrum steht Cheruskerfürst Herrmann, den der omnipräsente Dirk Lange grandios als einen zwischen rationalem Abwägen und hemmungslosem Wahn chargierenden Geschäftsmannim blauen Businessanzug spielt.
LVZ
Kleist malt einen Herrmann, der über Leichen geht. Der Hass gegen die Römer schürt, um die Germanenstämme auf seine Seite zu ziehen. Die Inszenierung legt sichtbar die Fährte zu heutigen Fake-News Strategien, die Herrmann mit Lust an der eigenen List zu inszenieren beginnt. Aus der Propaganda wird die Tat, wiederum vieldeutig als Theater-Fake inszeniert.
MDR Kultur
„eine moderne, eine sehr gelungene Interpretation eines Kleist-Textes.“
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nachtkritik.de
„Als großes Duo fallen hier Dirk Lange und Bettina Schmidt ins Gewicht, die die Cheruskeranführer als egomanische Karrieristen zeichnen. Da ist keine Geste zu groß, um die eigene Bedeutung zu unterstreichen. Und bleiben nach ihrem Sieg auch nichts als Trümmer, so zeigen sie sich doch noch immer in Gewinnerpose.“
Theater heute
„Nation als Zufallsprodukt. So seziert die Inszenierung die politischen Spiele mit kaltem, ja fremdem Blick. […] Gegen die Gegenwart des dröhnenden Populismus stellt Pařízek einen gefährlichen politischen Massenmanipulator, der charmant über Bande spielt und das System und seine Schwächen für sich zu nutzen weiß.“
Premiere am 03. Oktober 2019
Spieldauer
ca. 2:00, keine PauseBesetzung
Dirk Lange als Hermann, Fürst der Cherusker
Bettina Schmidt als Thusnelda, seine Gemahlin
Julian Kluge als Eginhardt, sein Rat
Markus Lerch als Quintilius Varus, römischer Feldherr
Thomas Braungardt als Ventidius, Legat von Rom