The Big Sleep

Alisa Hecke / Julian Rauter / Andi Willmann (Leipzig / Berlin) / Artists in Residence
„The Big Sleep“ versammelt im fiktiven Depot eines naturhistorischen Museums ein Inventar aus Menschen, Objekten und Tierpräparaten und geht den Motiven, Hintergründen und Abwegen jenes (Kunst-)Handwerkes nach, das natürliche Verwesungsprozesse aufzuhalten beabsichtigt und die Illusion von Leben mit toten Tieren zu erzeugen vermag.

Naturhistorische Museen sind geheimnisvolle, symbolische Orte der Repräsentation von Wissen und Leben. Vor allem von den Tier-Präparaten geht eine besondere Faszination aus: Tiere, die, der Zeit enthoben, auf der Schwelle zwischen Leben und Tod verharren. Sie erwidern den Blick des menschlichen Betrachters und lassen ihn selbst zum Gegenstand der Betrachtung und Befragung werden.

Die Grundlage der Inszenierung bilden Interviews, die im Rahmen der Recherche mit ExpertInnen naturkundlicher Sammlungen dokumentiert und gesammelt wurden. In Anlehnung an Darstellungsformen wie dem Tableau vivant oder Nature morte erschafft „The Big Sleep“ eine befremdliche Intimität zwischen lebendigen Körpern und leblosen Objekten. Es entsteht ein Ort, an dem Leben — menschliches wie tierisches — betrachtet, erinnert und befragt werden kann. Die Erzählungen verweisen auf offenbare wie gefühlte Symptome rasanter globaler Veränderungen. Angesichts einer Welt im Wandel zeugen ihre Reflexionen von Verlustängsten, Erhaltungstrieben und dem Willen nach Ordnung.
Alisa Hecke, Julian Rauter und Andi Willmann realisieren seit 2013 gemeinsam interdisziplinäre Projekte zwischen Performance und Installation, die sich aus Theater, Medienkunst und Architektur speisen. Ihre vielschichtigen Textgefüge, Sound- oder Bildcollagen werden in Theatern und Ausstellungskontexten gezeigt. Wiederkehrendes Motiv ist der (Bühnen-)Körper und seine Repräsentation, an dessen Wahrnehmung und Zuschreibung von Lebendigkeit und Körperlichkeit sie szenisch forschen. Seit 2016 führen sie die Recherche „Erinnerungen für Morgen“ im Umfeld naturkundlicher Sammlungen. Das dabei entstandene Archiv ist Materialkorpus für verschiedene künstlerische Formate. Die Recherche wird mit der Performance „The Big Sleep“ abgeschlossen.
Hecke/Rauter/Willmann sind AkteurInnen der Freien Szene Leipzigs, ihre bisherigen Arbeiten wurden am LOFFT, Zentrum für Zeitgenössische Kunst HALLE 14, in der Deutschen Nationalbibliothek und überregional u. a. in den Sophiensaelen Berlin und im Maschinenhaus Essen gezeigt.
Sie gehören zum Leitungsteam des Leipziger Kunstraums Westpol A.I.R. Space, den sie als Labor und Plattform für interdisziplinär-interkulturelle Formate betreiben.
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Pressestimmen

Leipziger Volkszeitung
„Im Halbdunkel gehen Ausstellungsstücke und Publikum fließend ineinander über. Klare Grenzen heben sich unterschwellig auf. Wenn dann Präparatoren von der Schönheit von Nashörnern schwärmen oder ihre Kommunikationsrituale mit den auszustopfenden Kadavern offenbaren, um den angemessenen finalen Ausdruck zu finden, dann entsteht ein locker geknüpfter Erzählstrang der Skurrilitäten, dem man gern zu weiteren Details eines verschroben wirkenden Handwerks folgen würde.“
Premiere am 19. Juni 2020

Besetzung

Katharina Bill, Malte Scholz, Nina Maria Wyss

Team

Künstlerische Leitung: Alisa M. Hecke, Julian Rauter
Bühne: Andi Willmann
Sound: Cornelia Friederike Müller
Produktionsleitung: Nora Schneider
Dramaturgie: Nadine Vollmer
Licht: Ronnie Kinner

Eine Produktion von Hecke/Rauter GbR in Koproduktion mit Residenz Schauspiel Leipzig, Kunstfest Weimar, Theaterdiscounter Berlin, Roxy Birsfelden sowie dem Naturhistorischen Museum Basel und dem Muséum d’histoire naturelle de la Ville de Genève. Unterstützt von Dirty Debüt und ARC artist residency.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes und die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa.