Wenn sich der Mensch
gewöhnlich für ein Ganzes hält ...
Impulse zu „FAUST“
Torsten Buß
Erstmals begegnete Goethe dem Faust-Stoff in seiner Kindheit in Frankfurt am Main, dort sah er ein Puppenspiel auf Basis des mittelalterlichen Volksbuches. Seine eigene schriftstellerische Beschäftigung mit dem Faust-Stoff umfasste dann sechs Jahrzehnte: Mitte der 1770er Jahre setzt seine Arbeit am Text ein. Von Ende der 1770er Jahre hat sich die Abschrift des Hoffräuleins von Göchhausen überliefert, die einen frühen Textstand dokumentiert, traditionell als „Urfaust“ bezeichnet. 1790 erscheint „Faust. Ein Fragment“; erst 1809 erscheint dann „Faust. Der Tragödie erster Teil“.
Wenige Jahre zuvor hatte Goethe beschlossen, das Drama auf zwei Teile zu erweitern. Fragmente davon erscheinen 1828/1829, die Reinschrift des kompletten II. Teiles ist erst 1831 abgeschlossen, Goethe bearbeitet sie noch bis Januar 1832 weiter. Er stirbt am 22. März 1832; wie von ihm festgelegt, erscheint der zweite Teil des „Faust“ erst nach seinem Tod. Parallel zu den Drucken erhalten sich zahlreiche Varianten und Ideen, die sogenannten „Paralipomena“, auf die auch unsere Spielfassung zum Teil zurückgreift.
Seine Arbeit am „Werkprojekt Faust“, wie die Herausgeber der aktuell entstehenden historisch-kritischen Textausgabe formulieren, hat Goethe fast ein ganzes Leben lang begleitet; umgekehrt enthält auch der Text das Echo eines lebenslangen Arbeitens daran. Chronologisch entstand das Drama nicht; vielmehr schrieb Goethe es an den verschiedensten Szenen und Momenten weiter und füllte ganze Akte erst später auf.
Wie Goethe am Ende seines Lebens in zahlreichen Briefen auf das Entstehen des „Faust“ zurückblickt, auf diese „große Schwammfamilie“, wie er es nennt, blickt auch die Inszenierung auf den „Faust“ zurück. Wie Goethe der Zweiteiligkeit des Faust-Stoffs gegenüberstand und ihn gleichzeitig weiterentwickelte, wird auch unsere Inszenierung die Faust-Geschichte nicht rein chronologisch verfolgen, sondern mit parallelem Zugriff auf den Stoffkomplex des „Faust I und II“.
Zwei Szenen, die aus Goethes früher und später Phase der Arbeit am Text stammen, bilden dabei die zentralen Motive unserer Inszenierung: die Szene „Am Brunnen“ aus „Faust I“ und die Szene „Mitternacht“ aus „Faust II“.
Die Szene „Am Brunnen“ findet sich bereits in der Abschrift Göchhausens und ging nahezu unverändert in den gedruckten „Faust I“ ein. Eine Szene zwischen den Mägden und Frauen wie Margarethe, die klar und scharf von gesellschaftlicher Enge und Normkontrolle erzählt — und von der Sehnsucht, die darunter liegt.
In der Szene „Mitternacht“, entstanden im Laufe der 1820er Jahre, nehmen tiefnachts Sorge, Not, Mangel und Schuld von Faust Besitz: In sprachlicher Brillanz werden die unausgesprochenen Ängste und Sehnsüchte, Irrtümer und Fehler eines Lebens bilanziert.
„Der Tragödie erster Teil“ setzt den Fokus auf eine enge Welt. Goethe selbst beschrieb 1827 die „kleine Welt“ des „Faust I“ als einen „Wust mißverstandener Wissenschaft, bürgerlicher Beschränktheit, sittlicher Verwirrung, abergläubischen Wahns“. Sehr präsentes Thema ist der Konflikt zwischen Gruppe und Individuum, zwischen dem Bedürfnis persönlicher Entfaltung im Gegensatz zu den Setzungen der gesellschaftlichen Erwartung und Konvention. Hierin ähneln sich Faust und Margarethe, die, bei aller Verschiedenheit ihrer jeweiligen Situation, sehr deutlich spüren und von der Gesellschaft zu spüren bekommen, was von ihnen erwartet wird — und was ihnen nicht erlaubt ist. Beide begegnen sich vor allem in ihrem Wunsch nach Auf- und Ausbruch.
„Faust II“ setzt einen weitaus größeren Horizont. Geographisch wird die weite Welt erfahren, zeitlich und inhaltlich werden Jahrtausende abgeschritten. Weit eher ein Groß-Essay als Drama nach ‚klassischer‘ Anforderung, dehnte Goethe damit hergebrachte theatrale Genres und Klassifikationen weit über das zu seiner Zeit Gewohnte.
Und während es einerseits bis in die griechische Antike zurückgeht, werden andererseits zukunftsweisende ökonomische, wissenschaftliche und ethische Fragestellungen aufgeworfen: Den Text grundieren Spuren der aufziehenden Moderne und der Industrialisierung. Spuren, die weit vorausgreifen und bis in unsere Gegenwart reichen, was uns zu der Entscheidung führte, für den heutigen Theaterabend genau diese großen Themen des „Faust II“ als Themen-Touren umzusetzen, hinein in die Stadt Leipzig und ihre und unsere Gegenwart.
Auch andere Zeiten haben sich von Goethes „Faust“ angesprochen gefühlt, auf jeweils andere Weise. Verschiedenste Rezeptionsschichten haben sich über den Text gelegt: Die Rezeptionsgeschichte des „Faust“ ist auch eine lange Geschichte von Wertungen, Umwertungen und nicht zuletzt ideologischen Inbesitznahmen eines Werkes, das ziemlich bald bereits zum „Deutschen Nationaldrama“ ausgerufen wurde.
Dabei aufgelaufene kanonisierte Etikettierungen und Figurenwertungen werden heute hinterfragt oder gelten mit dem Text selbst als widerlegt, etwa Margarethes Reduzierung auf ein ‚blondes Gretchen‘ oder Fausts Entschuldung und Erhebung zum ‚strebenden Groß-Wissenschaftler‘ auf der Suche nach der Weltformel.
Erstmals begegnete Goethe dem Faust-Stoff in seiner Kindheit in Frankfurt am Main, dort sah er ein Puppenspiel auf Basis des mittelalterlichen Volksbuches. Seine eigene schriftstellerische Beschäftigung mit dem Faust-Stoff umfasste dann sechs Jahrzehnte: Mitte der 1770er Jahre setzt seine Arbeit am Text ein. Von Ende der 1770er Jahre hat sich die Abschrift des Hoffräuleins von Göchhausen überliefert, die einen frühen Textstand dokumentiert, traditionell als „Urfaust“ bezeichnet. 1790 erscheint „Faust. Ein Fragment“; erst 1809 erscheint dann „Faust. Der Tragödie erster Teil“.
Wenige Jahre zuvor hatte Goethe beschlossen, das Drama auf zwei Teile zu erweitern. Fragmente davon erscheinen 1828/1829, die Reinschrift des kompletten II. Teiles ist erst 1831 abgeschlossen, Goethe bearbeitet sie noch bis Januar 1832 weiter. Er stirbt am 22. März 1832; wie von ihm festgelegt, erscheint der zweite Teil des „Faust“ erst nach seinem Tod. Parallel zu den Drucken erhalten sich zahlreiche Varianten und Ideen, die sogenannten „Paralipomena“, auf die auch unsere Spielfassung zum Teil zurückgreift.
Seine Arbeit am „Werkprojekt Faust“, wie die Herausgeber der aktuell entstehenden historisch-kritischen Textausgabe formulieren, hat Goethe fast ein ganzes Leben lang begleitet; umgekehrt enthält auch der Text das Echo eines lebenslangen Arbeitens daran. Chronologisch entstand das Drama nicht; vielmehr schrieb Goethe es an den verschiedensten Szenen und Momenten weiter und füllte ganze Akte erst später auf.
Wie Goethe am Ende seines Lebens in zahlreichen Briefen auf das Entstehen des „Faust“ zurückblickt, auf diese „große Schwammfamilie“, wie er es nennt, blickt auch die Inszenierung auf den „Faust“ zurück. Wie Goethe der Zweiteiligkeit des Faust-Stoffs gegenüberstand und ihn gleichzeitig weiterentwickelte, wird auch unsere Inszenierung die Faust-Geschichte nicht rein chronologisch verfolgen, sondern mit parallelem Zugriff auf den Stoffkomplex des „Faust I und II“.
Zwei Szenen, die aus Goethes früher und später Phase der Arbeit am Text stammen, bilden dabei die zentralen Motive unserer Inszenierung: die Szene „Am Brunnen“ aus „Faust I“ und die Szene „Mitternacht“ aus „Faust II“.
Die Szene „Am Brunnen“ findet sich bereits in der Abschrift Göchhausens und ging nahezu unverändert in den gedruckten „Faust I“ ein. Eine Szene zwischen den Mägden und Frauen wie Margarethe, die klar und scharf von gesellschaftlicher Enge und Normkontrolle erzählt — und von der Sehnsucht, die darunter liegt.
In der Szene „Mitternacht“, entstanden im Laufe der 1820er Jahre, nehmen tiefnachts Sorge, Not, Mangel und Schuld von Faust Besitz: In sprachlicher Brillanz werden die unausgesprochenen Ängste und Sehnsüchte, Irrtümer und Fehler eines Lebens bilanziert.
„Der Tragödie erster Teil“ setzt den Fokus auf eine enge Welt. Goethe selbst beschrieb 1827 die „kleine Welt“ des „Faust I“ als einen „Wust mißverstandener Wissenschaft, bürgerlicher Beschränktheit, sittlicher Verwirrung, abergläubischen Wahns“. Sehr präsentes Thema ist der Konflikt zwischen Gruppe und Individuum, zwischen dem Bedürfnis persönlicher Entfaltung im Gegensatz zu den Setzungen der gesellschaftlichen Erwartung und Konvention. Hierin ähneln sich Faust und Margarethe, die, bei aller Verschiedenheit ihrer jeweiligen Situation, sehr deutlich spüren und von der Gesellschaft zu spüren bekommen, was von ihnen erwartet wird — und was ihnen nicht erlaubt ist. Beide begegnen sich vor allem in ihrem Wunsch nach Auf- und Ausbruch.
„Faust II“ setzt einen weitaus größeren Horizont. Geographisch wird die weite Welt erfahren, zeitlich und inhaltlich werden Jahrtausende abgeschritten. Weit eher ein Groß-Essay als Drama nach ‚klassischer‘ Anforderung, dehnte Goethe damit hergebrachte theatrale Genres und Klassifikationen weit über das zu seiner Zeit Gewohnte.
Und während es einerseits bis in die griechische Antike zurückgeht, werden andererseits zukunftsweisende ökonomische, wissenschaftliche und ethische Fragestellungen aufgeworfen: Den Text grundieren Spuren der aufziehenden Moderne und der Industrialisierung. Spuren, die weit vorausgreifen und bis in unsere Gegenwart reichen, was uns zu der Entscheidung führte, für den heutigen Theaterabend genau diese großen Themen des „Faust II“ als Themen-Touren umzusetzen, hinein in die Stadt Leipzig und ihre und unsere Gegenwart.
Auch andere Zeiten haben sich von Goethes „Faust“ angesprochen gefühlt, auf jeweils andere Weise. Verschiedenste Rezeptionsschichten haben sich über den Text gelegt: Die Rezeptionsgeschichte des „Faust“ ist auch eine lange Geschichte von Wertungen, Umwertungen und nicht zuletzt ideologischen Inbesitznahmen eines Werkes, das ziemlich bald bereits zum „Deutschen Nationaldrama“ ausgerufen wurde.
Dabei aufgelaufene kanonisierte Etikettierungen und Figurenwertungen werden heute hinterfragt oder gelten mit dem Text selbst als widerlegt, etwa Margarethes Reduzierung auf ein ‚blondes Gretchen‘ oder Fausts Entschuldung und Erhebung zum ‚strebenden Groß-Wissenschaftler‘ auf der Suche nach der Weltformel.
„Zwei Seelen, wohnen, ach! in meiner Brust / Die eine will sich von der andern trennen“
Über die Zeiten sind nicht wenige Textstellen zum reinen Zitat geronnen, losgelöst vom Inhalt und Kontext, geronnen wie die Gesellschaft, die „Der Tragödie erster Teil“ skizziert.
Das sprichwörtlich gewordene Faust-Zitat „Zwei Seelen, wohnen, ach! in meiner Brust / Die eine will sich von der andern trennen“ ist dabei überaus ernst zu nehmen, als ein Charakteristikum der Titelfigur Faust: Mindestens zwei Seelen, möchte man anfügen, die für weitverzweigte, auch widersprüchliche oder gegensätzliche Interessen seiner selbst stehen. Ob eine sichtbare Person immer ein ‚Ganzes‘ ist oder nur ein ‚Teil‘ von etwas anderem, ist eine der Fragen, die der Text des „Faust I“ im Zuge dessen aufwirft.
Fausts extreme Entwicklung, von der Not einer eingeengten Existenz hin zum radikalen Ausleben höchster egozentrischer Freiheit, nimmt hier ihren Ausgang. Und in seiner Sehnsucht nach Erleben, in seiner radikalen Egozentrik, seiner Verzweiflung und Zersplitterung, wird dabei auch die Figur des Faust selbst zu einem sehr modernen Phänomen.
Die Entwicklung Fausts als Figur, in der sehr gegensätzliche Bestrebungen Raum haben, ist aber mit dem ersten Teil nicht beendet; sie streckt sich über beide Teile hinweg, samt der Frage, was ein solches Ausleben in letzter Konsequenz bedeutet. (Eine Vorstufe dieser Motive klingt schon im mittelalterlichen Volksbuch an, wenn von Dr. Faust schlussendlich nur noch eine leere Körper-Hülle auf dem Misthaufen liegt, weil es ihn völlig zerfetzt hat.)
Wenn zum Ende des „Faust II“ Sorge, Mangel, Not und Schuld Faust heimsuchen, dann scheinen auch sie Teil von Fausts Seele zu sein. Zu ihm sprechen sie. Aus seinen Taten folgen sie. Faust scheint sie sehr gut zu kennen. Sie sind die Summe seiner Vergangenheit, die ihn umtreibt — so, wie ihn zu Handlungsbeginn die Möglichkeiten und unterdrückten Chancen seines Lebens umtreiben. Dieses alles ist in der Person Fausts angelegt und enthalten — und so will diese Inszenierung es auch verfolgen.
Das sprichwörtlich gewordene Faust-Zitat „Zwei Seelen, wohnen, ach! in meiner Brust / Die eine will sich von der andern trennen“ ist dabei überaus ernst zu nehmen, als ein Charakteristikum der Titelfigur Faust: Mindestens zwei Seelen, möchte man anfügen, die für weitverzweigte, auch widersprüchliche oder gegensätzliche Interessen seiner selbst stehen. Ob eine sichtbare Person immer ein ‚Ganzes‘ ist oder nur ein ‚Teil‘ von etwas anderem, ist eine der Fragen, die der Text des „Faust I“ im Zuge dessen aufwirft.
Fausts extreme Entwicklung, von der Not einer eingeengten Existenz hin zum radikalen Ausleben höchster egozentrischer Freiheit, nimmt hier ihren Ausgang. Und in seiner Sehnsucht nach Erleben, in seiner radikalen Egozentrik, seiner Verzweiflung und Zersplitterung, wird dabei auch die Figur des Faust selbst zu einem sehr modernen Phänomen.
Die Entwicklung Fausts als Figur, in der sehr gegensätzliche Bestrebungen Raum haben, ist aber mit dem ersten Teil nicht beendet; sie streckt sich über beide Teile hinweg, samt der Frage, was ein solches Ausleben in letzter Konsequenz bedeutet. (Eine Vorstufe dieser Motive klingt schon im mittelalterlichen Volksbuch an, wenn von Dr. Faust schlussendlich nur noch eine leere Körper-Hülle auf dem Misthaufen liegt, weil es ihn völlig zerfetzt hat.)
Wenn zum Ende des „Faust II“ Sorge, Mangel, Not und Schuld Faust heimsuchen, dann scheinen auch sie Teil von Fausts Seele zu sein. Zu ihm sprechen sie. Aus seinen Taten folgen sie. Faust scheint sie sehr gut zu kennen. Sie sind die Summe seiner Vergangenheit, die ihn umtreibt — so, wie ihn zu Handlungsbeginn die Möglichkeiten und unterdrückten Chancen seines Lebens umtreiben. Dieses alles ist in der Person Fausts angelegt und enthalten — und so will diese Inszenierung es auch verfolgen.
„Es hätte auch in der Tat
ein schönes Ding werden
müssen, wenn ich ein
so reiches, buntes und so
höchst mannigfaltiges
Leben, wie ich es im
Faust zur Anschauung
gebracht, auf die magere
Schnur einer einzigen
durchgehenden Idee hätte
reihen wollen!“
Goethe zu Eckermann, 1827
ein schönes Ding werden
müssen, wenn ich ein
so reiches, buntes und so
höchst mannigfaltiges
Leben, wie ich es im
Faust zur Anschauung
gebracht, auf die magere
Schnur einer einzigen
durchgehenden Idee hätte
reihen wollen!“
Goethe zu Eckermann, 1827
Unter faustedition.net findet sich die digitale Ausgabe der neuen historisch-kritischen Faustedition mit den zum „Faust“ gehörigen Handschriften und Drucken, die im Rahmen der Ausgabe erschlossen werden.
Expertengespräche
Egozentrik und Gesellschaft. Wie modern ist Faust?
Die Expertengespräche der Spielzeit 2018/19 haben ausgehend vom Spielzeitmotto die aktuelle „Faust“-Inszenierung im Blick.
Die Inszenierung des „FAUST“ widmet sich der Gegenüberstellung des Einzelnen und der Gesellschaft, Fragen von Konvention und Individuum. mehr lesen
Egozentrik und Gesellschaft.
Am 1. Dezember nimmt der Soziologe Prof. Andreas Reckwitz (Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)) das Ideal der Selbstverwirklichung in den Blick und fragt, welche Folgen der Kult um Originalität und das Besondere hat. Er folgt diesem Streben – hinein in ein Geflecht aus radikal ausgelebtem Individualismus und Besonderheitsdruck, Selbstoptimierung und Frustration.
Wie modern ist Faust?
Prof. Heinz Bude und Prof. Anne Bohnenkamp-Renken beleuchten am 2. Februar im Gespräch mit Dr. Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung) ihre Forschungsansätze. Heinz Bude ist den Dynamiken der Gesellschaft auf der Spur. Wie verhält sich der Einzelne zur Gemeinschaft? Wo entsteht Unzufriedenheit – und welche Kräfte setzt sie frei? Anne Bohnenkamp-Renken, Leiterin des Goethe-Hauses Frankfurt am Main, ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der gegenwärtigen Goethe-Forschung. Anhand der historisch-kritischen Edition des „Faust“-Textes arbeitet sie daran, den jahrzehntelangen Schreib- und Schaffensprozess Goethes näher zu beleuchten, die gesellschaftlich-historischen Umbrüche und ihre Einflüsse auf das Werk freizulegen.
Die Inszenierung des „FAUST“ widmet sich der Gegenüberstellung des Einzelnen und der Gesellschaft, Fragen von Konvention und Individuum. mehr lesen
Egozentrik und Gesellschaft.
Am 1. Dezember nimmt der Soziologe Prof. Andreas Reckwitz (Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder)) das Ideal der Selbstverwirklichung in den Blick und fragt, welche Folgen der Kult um Originalität und das Besondere hat. Er folgt diesem Streben – hinein in ein Geflecht aus radikal ausgelebtem Individualismus und Besonderheitsdruck, Selbstoptimierung und Frustration.
Wie modern ist Faust?
Prof. Heinz Bude und Prof. Anne Bohnenkamp-Renken beleuchten am 2. Februar im Gespräch mit Dr. Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung) ihre Forschungsansätze. Heinz Bude ist den Dynamiken der Gesellschaft auf der Spur. Wie verhält sich der Einzelne zur Gemeinschaft? Wo entsteht Unzufriedenheit – und welche Kräfte setzt sie frei? Anne Bohnenkamp-Renken, Leiterin des Goethe-Hauses Frankfurt am Main, ist eine der herausragenden Persönlichkeiten der gegenwärtigen Goethe-Forschung. Anhand der historisch-kritischen Edition des „Faust“-Textes arbeitet sie daran, den jahrzehntelangen Schreib- und Schaffensprozess Goethes näher zu beleuchten, die gesellschaftlich-historischen Umbrüche und ihre Einflüsse auf das Werk freizulegen.