Zur Spielzeit

„Miteinander / Ensemble“ — unsere Theaterwege in die Stadt hinein werden wir in der kommenden Spielzeit noch einmal deutlich intensivieren: Erstmals wird unsere Sommertheater-Inszenierung zu Ihnen wandern und an verschiedenen Orten in und um Leipzig zu sehen sein — von Thekla bis Markkleeberg, vom Kees’schen Park bis zum Schönauer Park. Zudem nehmen wir auf vielfachen Wunsch zur Adventszeit „Die 12 Monate“ im Zoo Leipzig wieder ins Programm. Und im Sommer werden wir ebenfalls im Zoo Leipzig open air zu Gast sein mit der Extra-Ausgabe eines Formats, das sich außerordentlicher Beliebtheit erfreut: „Kitsch und Krempel“ — unsere Haus-Show, für die sich Ensemblemitglieder und Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Haus zusammenfinden.

Als Auftakt aber beginnen wir am 31. August 2019 die Spielzeit „Miteinander / Ensemble“ mit einem Theaterfest für die Stadt Leipzig. Gehen Sie mit uns auf die Große Bühne, kommen Sie mit uns ins Gespräch. Wir öffnen das Schauspielhaus für Begegnungen mit uns und Entdeckungstouren durch die besonderen und verborgenen Orte unseres Theaters.

In den kommenden Monaten werden sich Ihnen viele Künstlerinnen und Künstler erstmals am Schauspiel Leipzig vorstellen: die Regisseurinnen Anna-Sophie Mahler und Katrin Plötner, das Team Regine Dura & Hans-Werner Kroesinger, die Autorinnen Martina Clavadetscher und Alexandra Pâzgu sowie der tschechische Regisseur Dušan David Pařízek, der mit Heinrich von Kleists „Hermannsschlacht“ die Spielzeit auf der Großen Bühne eröffnen wird.

Thematisch werden wir diese Spielzeit vielfach Bezüge weiterentwickeln und vertiefen, die uns im Kontext des „FAUST“ erstmals begegnet sind.
Nachdem die „Faust“-Tour zum Völkerschlachtdenkmal den Braunkohletagebau im Leipziger Südraum behandelte, werden nun in der Diskothek Regine Dura und Hans-Werner Kroesinger mit „Hundert Jahre Kohle“ dieses Thema in seinen Auswirkungen auf die Region und ihre Menschen weiter untersuchen. In der Residenz wird es weitere Projekte geben, die sich mit Tage- und Bergbau in regionaler und weltweiter Perspektive beschäftigen: „Wismut – A Nuclear Choir“ von Jule Flierl und Mars Dietz im Oktober 2019 sowie ab November die ersten beiden Projekte der Reihe „Landscapes and Bodies“ von Kötter /Israel / Limberg: # 1 GOLD, über die Goldgewinnung in Indonesien, und # 2 COAL, mit Fokus auf das Leipziger Neuseenland.

Fortgeführt wird auch das Thema der Künstlichen Intelligenz, das mit der „Faust“-Tour „Es wird ein Mensch gemacht“ begonnen hat: Martina Clavadetschers Stück „Frau Ada denkt Unerhörtes“ beschäftigt sich mit der Mathematikerin Ada Lovelace, einer Vordenkerin des Digitalzeitalters, und zugleich mit dem Thema des Künstlichen Menschen und der KI. Zudem sind wir im Gespräch mit der Gruppe „Rimini Protokoll“ für ein Gastspiel ihrer Produktion „uncanny valley“, in der statt seiner selbst ein Roboter als Avatar des Autors Thomas Melle auftritt.

Claudia Bauer, Hausregisseurin am Schauspiel Leipzig, inszeniert auf der Großen Bühne Bulgakows „Meister und Margarita“ und setzt damit auf ihre künstlerische Weise die Beschäftigung des Schauspiel Leipzig mit dem Faust-Thema fort, die 2016 begonnen hatte mit Philipp Preuss’ fulminanter Interpretation des ‚nordischen Faust‘, Ibsens „Peer Gynt“.

Mit dem Medea-Komplex steht eine der großen und ältesten Menschheitserzählungen zweimal auf dem Spielplan dieser Spielzeit: einmal auf der Großen Bühne in der Variante des Euripides und der griechischen Klassik, und wenige Wochen später als Uraufführung in der Diskothek in der Variante, die E. L. Karhu für das Schauspiel Leipzig als Auftragswerk geschrieben hat: „ERIOPIS — Die unglaubliche Geschichte von Medeas überlebender Tochter“ (AT).

Philipp Preuss, auch er Hausregisseur am Schauspiel Leipzig, taucht ein in die Welten von Franz Kafkas „Das Schloss“, während Moritz Sostmann seine Beschäftigung mit Puppenspiel und Schauspiel weiterführt und sich auf Einladung des Schauspiel Leipzig noch einmal mit einem Klassiker auseinandersetzt: Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“.
Als neuer Beitrag in der Reihe der großen Theaterkomödien am Schauspiel Leipzig folgt „Mein Freund Harvey“. Das Familienstück in der Adventszeit liegt in den bewährten Händen des Teams um Stephan Beer, das sich dieses Jahr einem Märchen um Eis, Berge und Schwindel widmet — Hans Christian Andersens „Die Eisjungfrau“.

Zu unserem Begriff des Stadttheaters gehört nicht nur der Ensemblegedanke, sondern auch das Repertoire-System, das uns ermöglicht, Inszenierungen der vergangenen Jahre über mehrere Spielzeiten zeigen zu können.
In der Diskothek ist so ein Spielplan herausragender und preisgekrönter Inszenierungen von Gegenwartsdramatik gewachsen, der in dieser Qualität und Dichte selten zu finden sein dürfte.
Auf der Großen Bühne werden die Neuproduktionen ergänzt durch weitere Aufführungen etwa von „FAUST“, „Jeder stirbt für sich allein / Die Leipziger Meuten“ und „Maria Stuart“. David Bowies Erfolgsmusical „Lazarus“ ist ebenso für weitere Vorstellungen zu erleben wie „Der nackte Wahnsinn“ und „Der Gott des Gemetzels“.
Viele dieser Produktionen werden selbstverständlich wieder mit Audiodeskription für blinde und sehbeeinträchtigte Menschen angeboten.

Im Mai 2020 bündelt die „Club Convention“ die Premieren unserer Spielclubs. Neue Talente des szenischen Schreibens werden wir Ihnen vorstellen in einer weiteren Ausgabe unseres Festivals „4 + 1“, das Studierende der deutschsprachigen Hochschulen und ihre Texte ans Schauspielhaus einlädt.

Ein Highlight unseres Repertoires nehmen wir aus gegebenem Anlass im Herbst wieder in den Spielplan: „89/90“, Claudia Bauers Inszenierung nach Peter Richters Roman, die 2016 zum Berliner Theatertreffen eingeladen war.
Die Geschehnisse im Herbst 1989 und die Entwicklungen der folgenden Jahre sind auch die Basis für eine weitere Reihe von Expertengesprächen unter dem Titel „Dreißig Jahre später“, die wir in der Moderation von Jens Bisky von der Süddeutschen Zeitung veranstalten.