Nullerjahre

Jugend in blühenden Landschaften
von Hendrik Bolz
Studioinszenierung 2024
Bühnenfassung von Marco Damghani

Hendrik Bolz beschreibt in seinem furiosen Romandebüt „Nullerjahre“ einen doppelten Kulturschock: Seine Hauptfigur — bzw. sein autobiographischer Ich-Erzähler — hat im Berliner „Exil“ gelernt, von den kulturellen Codes seiner Jugend Abstand zu nehmen, hat erfahren, dass ihn Alpha-Industries-Jacke, Springerstiefel und Gewaltbereitschaft zwar in seiner Heimat dazugehören ließen, aber nicht in der Studentenwelt, wo andere Umgangsformen für die gesellschaftliche Anerkennung ausschlaggebend sind und Ausgrenzung subtiler funktioniert. Ein Besuch bei alten Freunden in der Heimat wird ihm zum neuerlichen Kulturschock und triggert eine Erzählwut, die in der Konfrontation mit dem früheren Ich schonungslos die eigene Vergangenheit aufrollt. Wo kommt man eigentlich her — und was soll man da noch? „Nichts Nettes, nichts Schönes soll es hier geben, alles fake, alles Verarsche, ein bunt angestrichener Haufen Scheiße.“ Drogen, Gewalttätigkeit, toxische Männlichkeit, Rechtsextremismus und immense persönliche Unsicherheit prägen seine Jugend.

Bereits vor der Veröffentlichung von „Nullerjahre“ hat Hendrik Bolz den Erfahrungen der Nachwendegeneration in Ostdeutschland eine direkte und selbstbewusste Sprache verliehen: Als „Testo“ ist er Teil des Berliner Hip-Hop-Duos Zugezogen Maskulin, das mit Titeln wie „Plattenbau O.S.T.“ den Inhalt des Romans vorwegnahm.

„Nullerjahre“ wird für das Schauspielstudio Leipzig unter der Regie von Marco Damghani Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung mit Erfahrungen des gesellschaftlichen Wandels, des Jungseins in stürmischen Zeiten. Wie kann man sich zu dem, was Bolz erzählt, in Beziehung setzen, wie seinen eigenen Erfahrungen als junger Mensch nachspüren?

Marco Damghani, geboren 1992 in Hamburg, studierte Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin sowie am National Institute of Dramatic Arts in Sydney. Er ist als Autor, Regisseur und Moderator tätig und beschäftigt sich mit Fragen des Politischen, den Themen (post)migrantischer Gesellschaft sowie der Verbindung von Persönlichem und Systemischem. Das gemeinsam mit Eidin Jalali erarbeitete Monologstück „Die Leiden des jungen Azzlack“ gewann 2022 den deutschen Theaterpreis DER FAUST in der Kategorie „Darsteller:in Theater für junges Publikum“. „Anouk & Adofa“ wurde 2023 zu den Autor:innentheatertagen am DT Berlin eingeladen und ist weiter im Programm der Diskothek zu sehen.
Zusatzhinweise auf sensible Inhalte zu „Nullerjahre“ finden Sie hier.
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Pressestimmen

Freie Presse
„Während andere in der Nähe Urlaub machen, wachsen im Stralsunder Flecken Hendrik und die anderen auf. Ihn geben alle acht Spielenden abwechselnd und zugleich. Und von Sekunde eins stellen sie – Bruno Akkan, Louise Sophie Arnold, Luca-Noél Bock, Aicha-Maria Bracht, Joshua Dahmen, Sasha Hayes, Fritz Manhenke sowie Emmeline Puntsch – klar, dass der Abend eine Kollektivleistung ist.“
kreuzer
„Mit der selbst erstellten Bühnenfassung erbringt Regisseur Marco Damghani den seltenen Beweis, wie man Gegenwartsliteratur theatertauglich zeigt.“
LVZ
„Durch schnelle Wechsel entsteht Dynamik. Und die Botschaft lautet: Es geht nicht um ein Einzelschicksal, es wird Zeitgeschichte gezeigt. [...] In die Szenen rauscht immer wieder Angela Merkel im roten Blazer mit Springerstiefeln. [...] Über die Kollision der Figuren gelingt geschickt die zeithistorische Einordnung, fragt „Nullerjahre“ nach politischer Verantwortung.“
mephisto 97.6
„Zu zeigen, dass sich zu dieser Zeit – und sicherlich auch heute noch – viele Leute im Stich gelassen fühlen und sich nicht anders zu helfen wissen als mit Gewalt, das schafft „Nullerjahre“ auf jeden Fall.“
Theater heute
„Regisseur Damghani nutzt mit klugen Handgriffen die Energie seines jungen Ensembles. Da sind zum einen die wechselnden Hendriks, während alle zugleich eine andere fest zugewiesene Rolle haben. Zum anderen aber sucht er gerade in den Gewaltdarstellungen nicht das drastische Bild, sondern bleibt bei deutlichen Andeutungen. Dabei schleift er die oft rohe Sprache des Romans nicht sauber [...]“
Premiere am 01. März 2024
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So, 29.12. 20:00 — 21:40
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Weitere Termine in Planung

Spieldauer

ca. 1:40, keine Pause

In dieser Inszenierung wird Stroboskoplicht verwendet.

Team

Bühne: Hugo Gretler
Choreographie: Mandy Unger
Dramaturgie: Georg Mellert
Licht: Sebastian Elster
Video: Gabriel Arnold
Ton: Heribert Weitz
Inspizienz: Jens Glanze
Sprecherziehung: Gilda Abbey, Nicola Theuer
Soufflage: Philine von Engelhardt
Regieassistenz: Emily Huber
Bühnenbildassistenz: Maryna Ianina
Kostümassistenz: Carolin Schmelz
Maske: Kerstin Wirrmann, Norbert Ballhaus, Anja Engert
Requisite: Thomas Weinhold
Bühnenmeister: Mattheo Fehse
Regie- & Dramaturgiehospitanz: Hannah Schlecht
Bühnen- & Kostümhospitanz: Amelie Kahlo
Theaterpädagogische Betreuung: Amelie Gohla

Trailer