Der Gott des Gemetzels
„Hinreißend, diese Tulpen!“ Eine dieser Höflichkeitsfloskeln, die besser nie gesagt worden wären. Denn damit nimmt ein Treffen Fahrt auf, das bald nicht mehr zu stoppen ist. Ein Treffen zwischen einem Pharma-Anwalt und einer Vermögensberaterin, einer Autorin mit Afrika-Schwerpunkt und einem Sanitärhändler. Wann begegnen sich zwei solch gegensätzliche Paare? Selten. Haben sie irgendetwas gemeinsam? Nein. Es sei denn, beide Paare haben Kinder, die in ein und dieselbe Schule gehen. Dann kann es tatsächlich passieren, dass zwei solche Paare einen Nachmittag miteinander verbringen müssen.
Von diesem zivilisatorischen Ausnahmefall erzählt Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“. Und selten zuvor hat jemand ein solches Aufeinandertreffen so sensationell genau beobachtet — und so sensationell komisch. Dass der Lack der Zivilisation dünn ist, ist bekannt — aber wie Yasmina Reza diesen Lack Schicht für Schicht quasi in unser aller Nachbarschaft abplatzen lässt, ist maximal unterhaltsam.
Weil die Söhne sich geprügelt haben und dabei der eine dem anderen zwei Zähne ausgeschlagen hat, treffen sich die Eltern zur gütlichen Einigung im Geiste des gewaltfreien Diskurses bei Espresso und Selbstgebackenem. Aber was als Leistungsschau toleranter Großstadt-Paare beginnt, entwickelt sich zur Zimmerschlacht, bei der die Eltern ihre Söhne locker in den Schatten stellen: Die Wortgefechte schlagen zwar keine Zähne aus, räumen aber trotzdem effektvoll auf im Leben des Gegenübers. Wobei es nicht nur zwischen den Paaren hoch hergeht, sondern auch im wechselnden Nahkampf eins zu eins, und das über mehrere Runden.
Und so stürzen über den hinreißenden Tulpen in großer Gründlichkeit nicht nur die Prinzipien des viel beschworenen abendländischen Verhaltenskodex in Trümmer …
Mittlerweile ein moderner Klassiker, kehrt Yasmina Rezas Erfolgskomödie zurück in den Spielplan.
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Von diesem zivilisatorischen Ausnahmefall erzählt Yasmina Rezas „Der Gott des Gemetzels“. Und selten zuvor hat jemand ein solches Aufeinandertreffen so sensationell genau beobachtet — und so sensationell komisch. Dass der Lack der Zivilisation dünn ist, ist bekannt — aber wie Yasmina Reza diesen Lack Schicht für Schicht quasi in unser aller Nachbarschaft abplatzen lässt, ist maximal unterhaltsam.
Weil die Söhne sich geprügelt haben und dabei der eine dem anderen zwei Zähne ausgeschlagen hat, treffen sich die Eltern zur gütlichen Einigung im Geiste des gewaltfreien Diskurses bei Espresso und Selbstgebackenem. Aber was als Leistungsschau toleranter Großstadt-Paare beginnt, entwickelt sich zur Zimmerschlacht, bei der die Eltern ihre Söhne locker in den Schatten stellen: Die Wortgefechte schlagen zwar keine Zähne aus, räumen aber trotzdem effektvoll auf im Leben des Gegenübers. Wobei es nicht nur zwischen den Paaren hoch hergeht, sondern auch im wechselnden Nahkampf eins zu eins, und das über mehrere Runden.
Und so stürzen über den hinreißenden Tulpen in großer Gründlichkeit nicht nur die Prinzipien des viel beschworenen abendländischen Verhaltenskodex in Trümmer …
Mittlerweile ein moderner Klassiker, kehrt Yasmina Rezas Erfolgskomödie zurück in den Spielplan.
luhze
„Auf dramatische und dennoch komödiantische Weise werden durch die Gespräche typische Rollenbilder und versteckte Meinungen auf die Bühne gebracht. [...] So enthüllten sich die anfänglich perfekten Familien durch die Dialoge am Ende selbst.“
Freie Presse
„Intendant und Regisseur Enrico Lübbe verschafft dem Schauspiel Leipzig mit dem 'Gott des Gemetzels' von Yasmina Reza ein volles Haus. Zu Recht! [...] Diese kurzweiligen 80 Minuten kommen ohne Mord und Totschlag aus. Aber nicht ohne Verletzungen, bröckelnde Fassaden, den Frustrationen einer saturierten Gesellschaft, die sich ihre emotionalen Auswege sucht. [...] Die auffallend vielen jungen Zuschauer (in der ausverkauften zweiten Vorstellung) werden wohl Szenen aus dem modernen Eheleben (ihrer Eltern) erkannt haben. Und die etwas reiferen Zuschauer (zumindest ein bisschen) sich selbst.“
BILD
„Bettina Schmidt, Michael Pempelforth, Anne Cathrin Buhtz und Dirk Lange spielen anbetungswürdig. [...] Und die Regie: intelligent, präzise, unaufgeregt, souverän. Fazit: ein Gipfel der Schauspielkunst. Unübertrefflich.“
Leipziger Internet Zeitung
„Ganz großes Theater. [...] Dass die zahlreichen verbalen Gags zünden, ist der Verdienst eines hervorragend besetzten Schauspielerquartetts.“
LVZ
„Das Premieren-Publikum verabschiedet die Schauspieler nach knapp 80 Minuten begeistert mit rhythmischem Applaus. […] Der Blick auf die grandios gescheiterte Kommunikation lohnt sich gerade zum Ende eines Jahres, das dank schmutziger Wahlkämpfe und Kampagnen zum Beginn des Zeitalters des Postfaktischen ausgerufen wurde. Die Delegitimation von Positionen oder Personen, das Begründen der eigenen Handlung nur als notwendige Reaktion auf Vorheriges oder die Verknüpfung von Themen, die nichts miteinander zu tun haben, das sind oft unbewusste Gesprächsstrategien der beiden Ehepaare. Sie gleichen den bewussten Techniken der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung. Vor diesem Hintergrund gerät Véroniques enttäuschte Erkenntnis zum Kernsatz: Anstand ist ein Unsinn, der einen nur schwächt.“
MDR
„Das Leipziger Stück ist mehr als eine Boulevard-Komödie, sondern eine tragikomische Farce. [...] Die hat Enrico Lübbe mit seinem Team bestens getroffen und das Leipziger Silvesterpublikum hat der Inszenierung auch sehr sehr viel Beifall gegeben.“
Sächsische Zeitung
„Inszeniert als bitterböse Farce. [...] Die Charaktere sind überspitzt und erfüllen jedes Klischee. Nah am Slapstick überschreiten sie die Grenze vom Guten zum Bösen und lassen so in jene menschlichen Abgründe blicken, die die Gesellschaft sonst mit der klebrigen Masse namens Höflichkeit schön verdeckt hält. Unbedingt sehenswert.“
Premiere am 31. Dezember 2016
Große Bühne
Große Bühne
Spieldauer
ca. 1:15, keine PauseBesetzung
Anne Cathrin Buhtz als Annette Reille
Dirk Lange als Alain Reille
Michael Pempelforth als Michel Houillé
Bettina Schmidt als Véronique Houillé
Team
Regie: Enrico Lübbe
Bühne: Etienne Pluss
Kostüme: Bianca Deigner
Dramaturgie: Torsten Buß
Theaterpädagogische Betreuung: Rosa Preiß