slave to the rhythm

Hermann Heisig (Leipzig/Berlin) / Artists in Residence
INSTINKTIV INTERESSIEREN MICH VORHABEN, DIE UMSTÄNDLICH SIND UND SICH GEGEN EINEN FLÜSSIGEN ABLAUF SPERREN. INSOFERN FOLGE ICH EINER ART PARADOXER LOGIK: SICH IN EINER ZEIT DER ENTKÖRPERLICHUNG MIT TANZ ZU BESCHÄFTIGEN. ICH SEHE CHOREOGRAPHIE ALS EINE ERÖFFNUNG VON SPIELRÄUMEN, IN DENEN MÖGLICHE UND UNMÖGLICHE VERHÄLTNISSE ZWISCHEN RÄUMEN, VERHALTENSWEISEN, MENSCHEN UND REPRÄSENTATIONSFORMEN VERHANDELT WERDEN KÖNNEN.
Hermann Heisig
Im Kontext der Lebensreformbewegung begründete der Schweizer Komponist und Musikpädagoge Émile Jaques-Dalcroze zu Beginn des 20. Jahrhunderts die rhythmischmusikalische Erziehung als eine Methode, die unmittelbare Verbindung zwischen Musik und Bewegung als eine Art bewegte Plastik körperlich darzustellen. Dieser künstlerische Ansatz war nichts weniger als ein Teil eines umfassenden Gesellschaftsentwurfes, ein sozialutopisches Experiment, geschaffen aus einer Suche nach dem neuen Menschen. Im Zentrum der rhythmisch-tänzerischen Übungen stand die Idee der Ganzheitlichkeit, das harmonische Zusammenwirken aller Kräfte.

In „slave to the rhythm“ unternimmt der Choreograph Hermann Heisig den Versuch einer körperlichen Annäherung an Dalcroze’ Methode, um das ihr innewohnende utopische Potential aus der Perspektive heutiger Lebenserfahrungen zu befragen. Im Fokus steht dabei weniger die detailgenaue Rekonstruktion der historischen Vorlagen, sondern vielmehr eine Konfrontation ganzheitlicher Körperideologien mit den fragmentierten Wahrnehmungsmustern unserer Zeit. Heisig interessiert sich für den Punkt, an dem Harmonie totalitär wird, das Lebendige mechanisch, oder auch der Rhythmus und die Dynamik einer Gruppe außer Kontrolle geraten. Gemeinsam mit vier TänzerInnen begibt er sich auf die verwegene Suche nach einer Lebensreformbewegung für das 21. Jahrhundert.
HERMANN HEISIG geboren 1981 in Leipzig, lebt und arbeitet als  Choreograph, Tänzer und Performer in Berlin. Zwischen 2000 und 2006 entstanden erste Projekte und Kollaborationen, u. a. mit Diana Wesser, Anja Müller und der Band Brockdorff Klang Labor. 2007 nahm Heisig an ex.e.r.ce 07 in Montpellier unter der Leitung von Mathilde Monnier und Xavier le Roy teil. Als Tänzer arbeitet Heisig u. a. mit Meg Stuart/Damaged Goods, Martine Pisani, Martin Nachbar, Thomas Lehmen und Corinna Harfouch. Heisigs eigene Arbeiten setzen sich mit Reibungseffekten auseinander. www.hermannheisig.net
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Pressestimmen

frohfroh
„Das System aus Sound und Bewegung erzeugt innerhalb seiner Wirkung eine Ganzheitlichkeit, die es dem Zuschauenden erschwert, beides zu trennen, sich zu fokussieren oder gar zu unterscheiden, ob die Töne aus dem Off kommen. [...] Das Spektrum wird auch in der zweiten Hälfte der Produktion angewendet, als die Homogenität bricht, die Rhythmik außer Kontrolle gerät und das ganzheitliche System zerfällt. Sehenswert und hörenswert – finden wir.“
Premiere am 19. April 2018
Language no problem

Spieldauer

ca. 1:00, keine Pause

Team

Konzept, Choreographie, Tanz: Hermann Heisig
Tanz & Klavier: Elpida Orfanidou
Tanz: Pieter Ampe, Jessica Batut, Alma Toaspern
Musik: Gunnar Wendel aka Kassem Mosse
Bühne & Kostüme: Marie Gerstenberger
Licht: Thomas Achtner
Produktionsleitung: Susanne Ogan

Eine Produktion von Hermann Heisig in Koproduktion mit Schauspiel Leipzig und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden. Gefördert aus Mitteln des Fonds Darstellende Künste und der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen.