Peer Gynt
Peer Gynt erzählt, und er ist bekannt für seine unerschöpflichen Geschichten, die die Anderen zum Staunen bringen. In einer Dorfgemeinschaft, die nur Spott für ihn übrig hat, gerät er ins Träumen über all das, was er sein könnte. Dieser Peer Gynt ist ein Außenseiter und ein Phantast. Er verpasst die Chance, reich zu heiraten, sich selbst und seine Mutter abzusichern, doch gleichermaßen weiß er, dass Größeres auf ihn wartet. Er lässt sich verführen von jeder Zerstreuung, der nächsten Schlägerei, von seinen Gedanken, die ihn sich als Kaiser sehen lassen, als einen, der Großes vollbringt. Taumelnd geht er diesem Bild nach. Er wird zum Verführer, der nach seinem lächerlichen Auftritt bei der Hochzeitsgesellschaft die Braut raubt und anschließend vogelfrei ins Reich der Trolle flieht, um dort das erstbeste Mädchen zu schwängern. Es ist aber auch Peer Gynt, der sich in Solveig verliebt, ihr ein Haus baut. Der Gleiche, der nicht ankommen will, der sich nicht für einen Weg entscheidet. Er füllt sich an mit Identität, getrieben von der Sehnsucht, jemand sein zu können, für sich und für die Anderen. Er reist um die Welt, arbeitet als Reeder in Amerika, wird zum Propheten, zum Kaiser der Selbstsucht und kommt seinem Ich trotzdem nicht näher. Gleich wie vom Duft der modernden Zwiebel, Haut um Haut, ist er betäubt, gerät in einen Wahn, der nicht mehr offenbart, was Realität oder Fiktion ist, was Gedankenvergehen oder utopischer Entwurf des gyntschen Ichs ist. Es ist eine ekstatische Flucht, angetrieben vom beständigen Scheitern der Lüge und der Angst, in der eigenen Erfindung verloren zu gehen — sein Dasein eine hohle Form, die am Ende nur dazu taugt, eingeschmolzen zu werden. Es ist der Peer Gynt, der zu seinem eigenen Abgrund wird.
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Freie Presse
„Den Sound, den Kornelius Heidebrecht mit Klavier-, Streicher- und elektronischer Dauerbegleitung sensibel und immer passgenau von der Seite live beisteuert und das betont extensive Spiel erzeugen eine selbsttragende Atmosphäre. [...] Dieser Abend ist vor allem das, was auch sein Held von sich behauptet: er selbst.“
Kreuzer
„Preuss findet seinen eigenen Dreh für einen Klassiker. [...] Kornelius Heidebrecht spielt live auf vielerlei Instrumenten, schafft atmosphärischen Klangweltraum.“
Leipziger Internet Zeitung
„Preuss' „Peer Gynt“ ist ein Abend für starke Charakterdarsteller. [...] Philipp Preuss legt eine spannende Neudeutung des populären Klassikers vor, die ob ihrer Grenzüberschreitung von Traum und Realität, Leben und Tod überregional Beachtung verdient.“
LVZ
„Ein Lebens-Dialog zwischen Loslassen und Festklammern. Unprätentiös, fokussiert, sparsam. Fern aller Schaumigkeit, eine Traum-Szene von Theater.“
MDR Kultur
„Kornelius Heidebrecht bedient Klavier, Computer und Kontrabaß um den Bildern so etwas wie eine emotionale Grundierung zu geben. Das funktioniert ganz großartig und eröffnet hier wirklich eine zweite, starke Dimension neben aller Bildgewalt. [...] Eine sehr akzentuierte Inszenierung. Auch schauspielerisch war das hohes Niveau.“
mephisto 97.6
„Das ganze Stück hat etwas Traumhaftes. Man ist sich nie sicher, was ist echt, was ist Sinnbild oder Traum. [...] Wen man besonders herausheben muss ist Komponist Kornelius Heidebrecht, der eine eindrucksvolle Klangwelt erschafft. Das Stück ist ein echtes Erlebnis.“
nachtkritik.de
„Selten greifen alle Zahnräder so reibungslos ineinander wie bei dieser Inszenierung. Der Gesang der Sirenen nimmt flirrend die dämonische Stimmung norwegischer Trollwelten auf. Bühne, Kostüm und Live-Video scheinen simpel, bezirzen aber gleich auf mehreren Ebenen. Und nicht zuletzt liefern sämtliche Darsteller immerzu alles, was ihre Ichs, ihre zahllosen Zwiebelhüllen hergeben.“
Premiere am 28. Januar 2017
Spieldauer
ca. 2:30, keine PauseBesetzung
Team
Regie: Philipp Preuss
Bühne & Kostüme: Ramallah Aubrecht
Musik: Kornelius Heidebrecht
Video: Konny Keller
Dramaturgie: Christin Ihle
Trailer
Philipp Preuss im Gespräch über „Peer Gynt“
Hausregisseur Philipp Preuss über seinen Inszenierungsansatz und seine Arbeit an „Peer Gynt“.
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