paradies fluten (verirrte sinfonie)
//Gewinner des Mülheimer Dramatikerpreises 2018
Ein Stück für zwei Überlebende in Klimakapseln, ein erschöpftes Symphonieorchester, ein ertrinkendes Tanzensemble und eine durchschnittliche weiße mitteleuropäische Familie. Also für eine Welt, der das Wasser bis zum Hals steht — oder vielleicht auch für das erste mitteleuropäische Flüchtlingsorchester. Mit dem ersten Teil seiner Klimatrilogie fordert Thomas Köck das Theater bereits in den Regieanweisungen, die man wie Kriegsgeräusche lesen soll, zum Äußersten heraus. Und begibt sich mit seinem Schreiben selbst dorthin — an die Außengrenzen des Fassbaren.
Sprachgewaltig und mit viel Humor schlägt er einen Bogen von der Frühphase der Globalisierung bis ins Heute; vom Kautschukboom des späten 19. Jahrhunderts, dem ganze Landstriche und Völker zum Opfer fielen, bis hin zu einer zeitgenössischen Kleinfamilie und ihren prekären Arbeits- und Beziehungsverhältnissen. Selbst einer Flut gleichend, spült die Sprache des Stücks immer mehr Material der Menschheitsgeschichte und -gegenwart auf die Bühnenoberfläche. Als Anleihe aus der Realität ist dies die Flut, in der Plastiküberreste eines hemmungslosen Konsums unmittelbar neben den Überresten der Schiffbrüchigen einer weißen Weltordnung in der Dissonanz des großen Geschäfts der Freiheit für Güter und Grenzen für Menschen treiben.
Der junge österreichische Autor Thomas Köck war mit diesem im besten Sinne überbordenden Text 2015 für den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert und erhielt 2016 den Kleist-Förderpreis. „Da das alles sicherlich sehr viel ist für einen Abend“, ist dem Stück die scherzhafte Empfehlung vorangestellt, „empfehle ich, den Text häufig nachzuspielen.“ Dies besorgt am Schauspiel Leipzig der mexikanische Regisseur, Autor und Theoretiker Alberto Villarreal, der zu den radikalsten Vertretern eines jungen mexikanischen Theaters zählt, das die Hinterlassenschaften des Kolonialismus — auch und gerade im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen ästhetischen, historischen und politischen Fragestellungen — aufarbeitet. Die Realität seines Heimatlandes changiert zwischen historischem Kolonialtrauma und einer Zwitterstellung im globalen West-Süd-Gefälle.
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Ein Stück für zwei Überlebende in Klimakapseln, ein erschöpftes Symphonieorchester, ein ertrinkendes Tanzensemble und eine durchschnittliche weiße mitteleuropäische Familie. Also für eine Welt, der das Wasser bis zum Hals steht — oder vielleicht auch für das erste mitteleuropäische Flüchtlingsorchester. Mit dem ersten Teil seiner Klimatrilogie fordert Thomas Köck das Theater bereits in den Regieanweisungen, die man wie Kriegsgeräusche lesen soll, zum Äußersten heraus. Und begibt sich mit seinem Schreiben selbst dorthin — an die Außengrenzen des Fassbaren.
Sprachgewaltig und mit viel Humor schlägt er einen Bogen von der Frühphase der Globalisierung bis ins Heute; vom Kautschukboom des späten 19. Jahrhunderts, dem ganze Landstriche und Völker zum Opfer fielen, bis hin zu einer zeitgenössischen Kleinfamilie und ihren prekären Arbeits- und Beziehungsverhältnissen. Selbst einer Flut gleichend, spült die Sprache des Stücks immer mehr Material der Menschheitsgeschichte und -gegenwart auf die Bühnenoberfläche. Als Anleihe aus der Realität ist dies die Flut, in der Plastiküberreste eines hemmungslosen Konsums unmittelbar neben den Überresten der Schiffbrüchigen einer weißen Weltordnung in der Dissonanz des großen Geschäfts der Freiheit für Güter und Grenzen für Menschen treiben.
Der junge österreichische Autor Thomas Köck war mit diesem im besten Sinne überbordenden Text 2015 für den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts nominiert und erhielt 2016 den Kleist-Förderpreis. „Da das alles sicherlich sehr viel ist für einen Abend“, ist dem Stück die scherzhafte Empfehlung vorangestellt, „empfehle ich, den Text häufig nachzuspielen.“ Dies besorgt am Schauspiel Leipzig der mexikanische Regisseur, Autor und Theoretiker Alberto Villarreal, der zu den radikalsten Vertretern eines jungen mexikanischen Theaters zählt, das die Hinterlassenschaften des Kolonialismus — auch und gerade im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen ästhetischen, historischen und politischen Fragestellungen — aufarbeitet. Die Realität seines Heimatlandes changiert zwischen historischem Kolonialtrauma und einer Zwitterstellung im globalen West-Süd-Gefälle.
LVZ
„Die Zeitebenen durchdringen sich permanent und verweben sich zu einem amorphen Textfluss, hoch verdichtet, assoziativ. […] immer wieder leuchten poetische Sprachbilder.“
Premiere am 31. Mai 2018
Leipziger Nachspiel
Leipziger Nachspiel
Spieldauer
ca. 1:45, keine PauseBesetzung
Team
Autor: Thomas Köck
Regie & Bühne: Alberto Villarreal
Kostüme & Mitarbeit Bühne: Agathe MacQueen
Video: Gabriel Arnold
Dramaturgie: Katja Herlemann
Licht: Thomas Kalz, Alberto Villarreal