LUNA LUNA (UA)

Das Leben wird nicht einfacher, wenn im Schrank dein Sheitan lauert. Dein Sheitan, der dich immer wieder mit Ratschlägen befällt und dir vorzählt, wo und bei wem du wieder zu nachsichtig warst und zu hoffnungsvoll. Und die Mutter kommt auch gern mit Ratschlägen durch die Tür — natürlich ohne anzuklopfen. Mutters Themen: na ja, sind auch ungefähr die vom Sheitan.
So lebt M. Aber M. lebt nicht nur mit dem Sheitan und der Mutter, sondern auch mit Alphaville, Bon Iver, Portishead und Shakespears Sister. M. lebt mit deren Songs, lebt in ihnen, denkt in ihnen, spricht in ihnen. Und natürlich fragt M. sich ab und zu, ob der Sheitan und die Mutter nicht auch recht haben. Zumindest damit, dass M. mal wieder rausmüsste in die Welt. Und so tritt sie eine Reise an, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat: auf ferne Planeten und wieder zurück, bis hin zum Mond-satten Finale mit Annie Lennox. Eine große Reise zu sich selber, auf der M. die letzten Monate und ihre verflossene Beziehung hinter sich lässt, auf der sie Asteroiden trifft und eine Sternschnuppe, Herrn Koschny von der ESA und einen älteren Herrn mit Ziege. Mit dabei als ihre Begleitung: der Sheitan und die Mutter — und über alle Brüche und Risse hinweg führt sie der Soundtrack ihres Lebens.

„LUNA LUNA“ von Maren Kames erschien 2019 als ein Gesamtkunstwerk zwischen zwei Buchdeckeln. Ein Lang-Gedicht, das eine ausufernde Welt eröffnet: Ein Textkunstwerk voller Anspielungen und Sprachspiele, das durch die Galaxien des Pop, der Konkreten Poesie und des Dada durchschießt und irgendwo in einem Wurmloch zwischen den Zeiten, zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, zur Landung ansetzt. „LUNA LUNA“ war für den Preis der Leipziger Buchmesse 2020 im Bereich Belletristik nominiert und erlebt nun am Schauspiel Leipzig die szenische Uraufführung.

Maren Kames lebt in Berlin als Autorin und Übersetzerin, u. a. für das Werk von Sivan Ben Yishai. Kames’ Debüt „Halb Taube Halb Pfau“ erschien 2016; das Hörspiel daraus wurde von der Akademie der Darstellenden Künste als Hörspiel des Monats ausgezeichnet. 2020 erhielt Maren Kames den Literaturpreis Text & Sprache des Kulturkreises der Deutschen Wirtschaft.

Die Uraufführung inszeniert Enrico Lübbe, der Intendant des Schauspiel Leipzig. Die musikalische Leitung hat Daniel Barke, u. a. künstlerischer Leiter der Leipziger Vokal-Gruppe VOXID, der mit einem Chor die musikalischen Welten von „LUNA LUNA“ umsetzt. Josa Marx, ausgezeichnet mit dem Oper! Award 2020 für das beste Kostümbild des Jahres und seit „Das Tierreich“ von Nolte Decar 2013 mehrfacher Gast am Haus, entwirft die Kostüme. Die Tänzerin und Choreographin Salome Schneebeli schuf eigene Projekte sowie zahlreiche Choreographien für Theater und Festivals in Europa und weltweit; nach „Lazarus“ arbeitet sie nun bei „LUNA LUNA“ wieder am Haus. Das Bühnenbild gestaltet, erstmals am Schauspiel Leipzig, Katrin Nottrodt. Ihre Arbeiten waren u. a. am Schauspielhaus Zürich, an den Münchner Kammerspielen und am Nationaltheater Oslo zu sehen und entstehen u. a. in regelmäßiger Zusammenarbeit mit Sigrid Strøm Reibo und Nicolas Stemann.

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Pressestimmen

kreuzer
„Maren Kames’ Buch ist ein Gesang. Ein Sog entwickelt sich zwischen zwei Stimmen, die miteinander im Clinch liegen. [...] Ein Krieg bricht hinein in den Text, der eine Collage ist aus lyrischer Prosa, Wortspielen und artifiziellen Buchstabenkonstruktionen – und ganz viel Popmusik. Finden, verlieren, Fäden wieder aufnehmen sind die Motive in der Suche nach sich, ich, irgendwas. Enrico Lübbe hält am Collagencharakter fest.“
DLF Fazit
„Man hat wirklich das Gefühl, das Theater will jetzt zum Anfang dieser Spielzeit alle Gewerke auf Hochtouren bringen – und das unter dem Spielzeitmotto „wirklich nur theater“. Das [Spielzeitmotto] steht ganz typisch über diesem Abend.“
Kunst und Technik
„Das Theater war als Theater ganz bei sich und zauberte. Die Bühnenkunst bot auf, was sie seit Jahrhunderten erprobtermaßen in ihrem Fundus führt: hintersinnige Kostüme, wirbelnde Lichteffekte und optische Illusionen, Musik und Tanz, grelles Gekreisch und sanfte, berührende Innigkeit der Sprache, Figurentheater, Kabarett und Cabaret, Videotechnik und Figurinen wie von Kinderhand gezeichnet. Die Regie von Enrico Lübbe, vorzüglich unterstützt von Josa Marx (Kostüme) und Katrin Nottrodt (Bühne) sowie dem gesamten künstlerisch-technischen Team nimmt die literarische Vorlage der schon vielfach geehrten, in Berlin lebenden Autorin und baut daraus und darum eine mitreißende Revue.“


luhze
„Die Leistung, die Hauptdarstellerin Lisa-Katrina Mayer als [Mödchen] abliefert, ist übermenschlich. [...] Es gibt eine Szene, in der sie sich wie eine Besessene windet und aus diesen Bewegungen eine Tanzchoreografie formt. Ich hatte Tränen in den Augen. Dass reine Körpersprache so viel aussagen kann, war wie eine Offenbarung. [...] Zum Abschluss noch ein dickes Lob an die übrige Besetzung. Die gemeinsam gesungenen Liedtexte, witzige Dialoge mit dem Großvater, Szenen, die in burlesquer Form an Tim Burtons „Alice im Wunderland“ erinnern, all das funktioniert nur dank der durchweg grandiosen Darsteller*innen. [...] Geht hin!“
LVZ
„Wie Mondstrahlen schicken Spots ihre Lichtkegel von oben auf die Bühne von Katrin Nottrodt. Regisseur Enrico Lübbe nimmt mit seinem Team den Text ernst, übersetzt Worte in Bilder. Der Sheitan (Michael Pempelforth), innerer Dämon M.s, hüpft als Comic-Heldenfigur in Schaumstoff (Kostüme: Josa Marx) über die Bühne. Lisa-Katrina Mayer spielt die M. in schwarzem Overall und performt konzentriert, findet aus dem Spiel gekonnt in die vielen Gesangs-Passagen, solo oder im mehrstimmigen Gesang mit dem Chor um den musikalischen Leiter und Komponisten Daniel Barke. Pop-Songs werden ansprechend verfremdet, man hört neu hin. Sogar Helene Fischers „Atemlos“ erhält in einer vierstimmigen Christoph-Marthaler-Version eine sakrale Aura.“
MDR Kultur
„Das Schauspiel Leipzig bringt die wilde Sprache als Uraufführung auf die Bühne – mit bunten Kostümen, ein Chor singt Songs von "Life on Mars" von David Bowie bis "Atemlos" von Helene Fischer und faszinierendem Bühnenzauber.“
Nachtkritik
„Da wird Bombast aufgefahren, sind die Kostüme mit Lichtern gespickt, rauschen die Sänger vom Himmel herunter, zwinkert ein aufgegangener Monstermond burschikos dem Publikum zu.“
Theater der Zeit
"Der musikalische Text [...] bietet eine Pop-Ästhetik und bewegt sich über Songs, Anleihen und in Sprachspiele fortgesetzte idiosynkratische Übersetzungen von Liedzeilen fort. [...] Dabei kreist der Text wie auf einer elliptischen Mondumlaufbahn immer um Themen wie Selbstbestimmung, Vergänglichkeit und Erinnerung."
Theater heute
„[...] spricht Lisa-Katrina Mayer angenehm spröde [...] mit violetten Girlie-Zöpfen und stürzt sich in Best-of-Songs von Annie Lennox, Beach Boys, Bowie, Radiohead u.v.a.m. Michael Pempelforth im vollwattierten Machomuskeloutfit schleicht athletisch als Sheitan einher, Christoph Müller unter einer gewagten Turmfrisur zerfließt warmherzig als traurig-sorgenvolle Mutter, und Tilo Krügel im Nachthemd (Kostüme Josa Marx) zittert einen tapsigen Knusper-Opa an die Rampe.“
Uraufführung am 30. September 2022

Spieldauer

ca. 2 Stunden, keine Pause

In dieser Inszenierung wird Stroboskoplicht verwendet.

Team

Musikalische Leitung: Daniel Barke
Kostüme: Josa Marx
Choreographie: Salome Schneebeli
Dramaturgie: Torsten Buß
Licht: Veit-Rüdiger Griess
Theaterpädagogische Betreuung: Nele Hoffmann

Erweitertes Team

Video: Kai Schadeberg
Ton: Ralf Ludwig, Udo Schulze
Inspizienz: Ulrich Hänsch
Soufflage: Christiane Wittig
Regieassistenz: Johannes Preißler
Bühnenbildassistenz: Sabine Born
Kostümassistenz: Arabella, Marsh-Hilfiker, Chiara-Alicia Stuto
Maske: Kerstin Wirrmann, Kathrin Heine, Donka Holecêk, Cordula Kreuter, Julia Markow, Barbara Zepnick
Requisite: Jörg Schirmer
Bühnenmeister: Julius Besen

Trailer

Einführung