Fischer Fritz (UA)
Sprechtheater
// Gewinnerstück des Stückewettbewerbs der Autor:innentheatertage am Deutschen Theater Berlin 2022
Fischer Fritz fischt keine Fische mehr. Er hatte einen Schlaganfall. Damit ist die Tradition gerissen, es gibt nun keinen Fischer mehr am kleinen Fluss im kleinen Dorf. Denn auch Fritz’ Sohn Franz fischt nurmehr noch als Hobby, er ist in die große Stadt gezogen. Aber ob es eh noch viele Fische gibt, da kann man sich auch nicht sicher sein.
Unsicher ist auch, wie es nun mit Fritz weitergehen soll in seinem Zustand. Sprechen ist schwierig, und schon aus Protest hat er sich jetzt aufs Schweigen verlegt. Aber sein Denken ist klar: „Gar nix gehd weida“, denkt der Fritz, „i bin a Wrack.“ Ein Heim kommt für ihn trotzdem nicht in Frage.
Wenig später fährt Piotra mit einigen anderen Frauen in einem Bus von Polen nach Deutschland. Sie sind auf dem Weg, um sich als Live-in-Pflegekräfte rund um die Uhr zu kümmern um Menschen wie Fritz und all die anderen, um die sich sonst keiner kümmern könnte oder würde in den großen Städten und kleinen Dörfern. „Uważaj na siebie. Tu na tym końcu świata“, pass auf dich auf hier in der Pampa, heißt es im Bus, als Piotra schließlich an Fritz’ Häuschen aussteigt.
Von dem Aufeinandertreffen dreier so unterschiedlicher Figuren als neue Familie auf Zeit erzählt Raphaela Bardutzky: Bei „Fischer Fritz“ begegnen sich Heimat und Fremde, Ländlichkeit und Großstadt, verschiedene Sprachen und ähnliche Einsamkeiten. Und nicht immer verlaufen die Linien so, wie man es zu ahnen vermeint.
Raphaela Bardutzky entwickelt ihre Geschichte und ihre Themen in „Fischer Fritz“ sehr spielerisch und auf theatral offene Weise: „Fri“ und „Fra“ und „P“ nennt sie das Personal ihres Stückes — im Kern an je eine der Hauptfiguren angedockt, spielen diese drei auch alle anderen Figuren. Dabei ist „Fischer Fritz“ nicht nur ein Sprechtheater, wie es im Untertitel heißt, sondern auch ein Sprachtheater. Ein Stück, das schnell zwischen den Ebenen und Situationen, den Sprachen und Dialekten switcht — und die Figuren können das auch. Figuren, die auch die Gedanken der anderen mitunter hören können (oder sie eh kennen), die sich ins Wort fallen und die alle gemeinsam eine besondere Geschichte erzählen: von drei Lebenswegen und ihren Bedingungen in unserer Gegenwart.
„In einprägsamen Bildern zieht sich eine Spannung durch dieses Stück, die sich immer wieder im scheinbar Unscheinbaren aufbaut“, hieß es in der Begründung der Jury der Autor:innentheatertage (ATT), die „Fischer Fritz“ auswählte für eine der drei Uraufführungen, die im Rahmen der ATT am Deutschen Theater Berlin und dann an den Kooperationstheatern stattfinden. Inszenieren wird Enrico Lübbe, Intendant des Schauspiel Leipzig, im Team mit Hugo Gretler (Bühne) und Sabine Blickenstorfer (Kostüme) und dem Leipziger Jazzmusiker und Sounddesigner Philipp Rumsch.
Raphaela Bardutzky studierte Schauspieldramaturgie, Philosophie und Literaturwissenschaft an der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der LMU München. Gemeinsam mit Theresa Seraphin gründete sie 2016 das „Netzwerk der Münchner Theatertexter*innen“. Sie unterrichtete von 2018 bis 2021 Schreiben für Film und Theater am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München. Raphaela Bardutzky lebt in München.
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Fischer Fritz fischt keine Fische mehr. Er hatte einen Schlaganfall. Damit ist die Tradition gerissen, es gibt nun keinen Fischer mehr am kleinen Fluss im kleinen Dorf. Denn auch Fritz’ Sohn Franz fischt nurmehr noch als Hobby, er ist in die große Stadt gezogen. Aber ob es eh noch viele Fische gibt, da kann man sich auch nicht sicher sein.
Unsicher ist auch, wie es nun mit Fritz weitergehen soll in seinem Zustand. Sprechen ist schwierig, und schon aus Protest hat er sich jetzt aufs Schweigen verlegt. Aber sein Denken ist klar: „Gar nix gehd weida“, denkt der Fritz, „i bin a Wrack.“ Ein Heim kommt für ihn trotzdem nicht in Frage.
Wenig später fährt Piotra mit einigen anderen Frauen in einem Bus von Polen nach Deutschland. Sie sind auf dem Weg, um sich als Live-in-Pflegekräfte rund um die Uhr zu kümmern um Menschen wie Fritz und all die anderen, um die sich sonst keiner kümmern könnte oder würde in den großen Städten und kleinen Dörfern. „Uważaj na siebie. Tu na tym końcu świata“, pass auf dich auf hier in der Pampa, heißt es im Bus, als Piotra schließlich an Fritz’ Häuschen aussteigt.
Von dem Aufeinandertreffen dreier so unterschiedlicher Figuren als neue Familie auf Zeit erzählt Raphaela Bardutzky: Bei „Fischer Fritz“ begegnen sich Heimat und Fremde, Ländlichkeit und Großstadt, verschiedene Sprachen und ähnliche Einsamkeiten. Und nicht immer verlaufen die Linien so, wie man es zu ahnen vermeint.
Raphaela Bardutzky entwickelt ihre Geschichte und ihre Themen in „Fischer Fritz“ sehr spielerisch und auf theatral offene Weise: „Fri“ und „Fra“ und „P“ nennt sie das Personal ihres Stückes — im Kern an je eine der Hauptfiguren angedockt, spielen diese drei auch alle anderen Figuren. Dabei ist „Fischer Fritz“ nicht nur ein Sprechtheater, wie es im Untertitel heißt, sondern auch ein Sprachtheater. Ein Stück, das schnell zwischen den Ebenen und Situationen, den Sprachen und Dialekten switcht — und die Figuren können das auch. Figuren, die auch die Gedanken der anderen mitunter hören können (oder sie eh kennen), die sich ins Wort fallen und die alle gemeinsam eine besondere Geschichte erzählen: von drei Lebenswegen und ihren Bedingungen in unserer Gegenwart.
„In einprägsamen Bildern zieht sich eine Spannung durch dieses Stück, die sich immer wieder im scheinbar Unscheinbaren aufbaut“, hieß es in der Begründung der Jury der Autor:innentheatertage (ATT), die „Fischer Fritz“ auswählte für eine der drei Uraufführungen, die im Rahmen der ATT am Deutschen Theater Berlin und dann an den Kooperationstheatern stattfinden. Inszenieren wird Enrico Lübbe, Intendant des Schauspiel Leipzig, im Team mit Hugo Gretler (Bühne) und Sabine Blickenstorfer (Kostüme) und dem Leipziger Jazzmusiker und Sounddesigner Philipp Rumsch.
Raphaela Bardutzky studierte Schauspieldramaturgie, Philosophie und Literaturwissenschaft an der Bayerischen Theaterakademie August Everding und der LMU München. Gemeinsam mit Theresa Seraphin gründete sie 2016 das „Netzwerk der Münchner Theatertexter*innen“. Sie unterrichtete von 2018 bis 2021 Schreiben für Film und Theater am Institut für Theaterwissenschaft der LMU München. Raphaela Bardutzky lebt in München.
Uraufführung am 18.06.2022
Autor:innentheatertage am Deutschen Theater Berlin 2022
Leipzig-Premiere am 27. Oktober 2022
Autor:innentheatertage am Deutschen Theater Berlin 2022
Leipzig-Premiere am 27. Oktober 2022
Spieldauer
ca. 1:20, keine PauseBesetzung
Team
Autorin: Raphaela Bardutzky
Regie: Enrico Lübbe
Bühne: Hugo Gretler
Kostüme: Sabine Blickenstorfer
Musik, Live-Musik: Philipp Rumsch
Dramaturgie: Torsten Buß, Matthias Döpke
Beleuchtung: Thomas Kalz
Theaterpädagogische Betreuung: Amelie Gohla
Erweitertes Team
Video: Fabian Polinski
Ton: Nico Teichmann
Inspizienz: Jens Glanze
Soufflage: Ditte Trischan
Regieassistenz: Johannes Ernst Richard Preißler, Emily Huber
Bühnenbildassistenz: Chiara-Alicia Stuto
Kostümassistenz: Ragna Hemmersbach
Maske: Kerstin Wirrmann, Norbert Ballhaus, Astrid Storch
Requisite: Sebastian Hubel
Bühnenmeister: Mattheo Fehse
Enrico Lübbes Inszenierung findet dafür eine kluge, die strenge Formliebe des Textes aufgreifende Ästhetik: […]
Zusammen mit der immensen sprachlichen Leistung der Schauspieler:innen, die dieses hochgradig schwierige Formspiel mühelos tragen, ergibt sich eine ganz eigene Form des artifiziellen, stilisierten Erzähltheaters. Es distanziert sich einerseits von seinen Figuren, andererseits spürt es genau in sie hinein.