Fasching

nach dem Roman von Gerhard Fritsch
für die Bühne bearbeitet von Eva Lange und Matthias Huber
„Honorige Bürger, ein demokratisch organisiertes Gemeinwesen, Wirtschaftswunder – alles nur Verkleidung, Kulisse, vordergründiger schöner Schein? So jedenfalls wurde der Roman, als er 1967 erschien, gelesen, so wurde der Plot von ‚Fasching‘ verstanden und als ‚grotesk‘ zurückgewiesen. Wie denn sonst wäre die Geschichte des Felix Golub zu verstehen? Er desertiert gegen Kriegsende, versteckt sich, wird von einer Baronin und Miederfabrikantin als Frau verkleidet und zu ihrem Dienstmädchen und geheimen Liebhaber gemacht – und just dieser ‚Feigling in Frauenkleidern‘ wird zum unfreiwilligen Helden, als er sich der stürmischen Liebesavancen des deutschen Ortskommandanten, der die Verkleidung nicht durchschaut, erwehren muß, ihn dabei entwaffnet und schließlich zwingt, vor der herannahenden Roten Armee kampflos zu kapitulieren. Der Ort ist dadurch vor der Zerstörung bewahrt, ‚zum Dank‘ wird Golub aber bei den Russen angeschwärzt, die ihn nach Sibirien verschleppen. Als Felix Golub rund zehn Jahre später heimkehrt, schlagen ihm Verachtung, Hohn und Aggressionen entgegen, es ist gerade Faschingszeit, die Demütigungen kulminieren darin, daß er, zur Erinnerung an seine Heldentat ‚mit den Waffen einer Frau‘, zur Faschingsprinzessin gewählt und als Frau kostümiert wird.“ (Robert Menasse)

Gerhard Fritsch legte mit seinem Roman „Fasching“ den Finger in die Ur-Nachkriegswunde aller deutschen und österreichischen Nazis und Mitläufer, deren Wandel zu aufrechten Demokraten er als fratzenhafte, lächerliche und dürftige Travestie entlarvt, durch die weiter die vorher grassierende Ideologie scheint und dumpf glüht. Mit überbordender sprachlicher Gewalt entwirft er aber auch ein zeitloses, dialektisches Modell von Tätern und Opfern, von Herren und Knechten, von Rettung und Demütigung.
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Pressestimmen

Die Deutsche Bühne
„In dieser starken Inszenierung wechseln Charaktere und Szenen immer wieder zwischen Beklemmung und Groteske, Irrwitz und Traurigkeit hin und her.“
Freie Presse
„Fasching, so die Botschaft, ist der Ausnahmezustand, der sich Leben nennt.“
LVZ
„Mutig verwebt die Regie Rückblick und Gegenwart zu einem fast bruchlosen Kontinuum. […] Und arbeitet damit die Meinungsmacht der Masse und Mitläufertum umso deutlicher als zeitlose Phänome heraus.“
Uraufführung am 3. Mai 2014

Spieldauer

ca. 2:10, keine Pause

Besetzung

Henriette Cejpek, Klara Deutschmann, Tilo Krügel, , Hartmut Neuber, Mathis Reinhardt, Annett Sawallisch

Team

Regie: Eva Lange
Ausstattung: Carolin Mittler
Musik: Katharina Hoffmann
Dramaturgie: Matthias Huber
Licht: Ralf Riechert