everyone

John Moran (Dresden) / Artists in Residence
Der US-amerikanische Komponist und Choreograph John Moran schafft mit „everyone“ musikalisch-tänzerische Porträts, die auf universelle menschliche Ausdrucksformen abzielen. Äußerst präzise Abfolgen von Gesten und Bewegungen werden von drei Tänzerinnen in vollständiger Synchronität zu vorher aufgenommenen Stimmen und Geräuschen ausgeführt. Dabei werden alltägliche Abläufe und Handlungen sowie vermeintlich Zufälliges mittels musikalischer Prinzipien in einer Weise dekonstruiert und ineinander verschachtelt, dass menschliche Verhaltensmuster wie eine komplex komponierte Sinfonie erscheinen.
Die Anordnung dieser choreographischen Miniaturen auf der Bühne folgt der musikalischen Form einer Fuge. Akribisch und poetisch beschreiben die wiederkehrenden Bewegungsabläufe der Tänzerinnen den Kreislauf des Lebens, und wie sich dieser in Körperhaltungen manifestiert.

John Moran begann seine Karriere im New York der späten 80er Jahre. Philip Glass war sein Mentor, in seinen Opern arbeitete er mit Uma Thurman, Iggy Pop und Allen Ginsberg zusammen. Seit 2008 produziert Moran hauptsächlich in Europa, es entstanden intime Theaterminiaturen wie die Solo-Performance „Etudes: Amsterdam“ oder das Duett „John Moran … and his neighbor, Saori“. 2017 erarbeitete er eine Neufassung seiner Oper „The Manson Family“ in HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden.
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Pressestimmen

Leipziger Volkszeitung
„Als das Beste an ‚eyeryone‘ erweist sich die Tonspur, die vom Babyschreien über allerlei gesampelte Alltagsgeräusche samt Satzfetzen bis hin zu Entäußerungen der Altersagonie reicht. Zumal diese Tonspur punktuell von live eingespielter Musik durchsetzt ist (Violine: Constanze Friedel, Hackbrett: Marieluise Herrmann), die einen emotionalen Kontrapunkt zur lakonisch-nüchternen Klangcollage bildet. Welche ihrerseits erst die Tänzerinnen in Bewegung setzt, bis hin zum Mund-auf-Mund-zu-Playback bei Sätzen à la ‚You think thats fucking funny?‘.“
mephisto 97.6
„Obwohl der Soundtrack nicht im strengen Sinne rhythmisch oder melodisch, ist er doch immer eine hörenswerte Klangkunst. Er lässt keinerlei Improvisationen zu. […] Und dabei sind die drei Tänzerinnen immer derartig auf den Punkt, auf die Sekunde genau über die gesamte Dauer. […] Es hat Elemente des klassischen Balletts, aber auch des Ausdruckstanzes, der Pantomime und immer wieder gelingen auch in der Mimik erstaunliche Momente, wenn die drei unterschiedliche menschliche Typen darstellen. […] Der Abend verhandelt, wie wir alle in konventionellen Bewegungsrepertoires verhaftet sind und das macht er ziemlich virtuos.“
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nmz – neue musikzeitung
„Dabei ist es im Ansatz höchst spannend, wie Moran das Bewegungsvokabular der drei Tänzerinnen mit dem musikalischen Gestus verknüpft. [...] Von Sinfonik oder Fugen-Formen hört man wenig, auch nicht als Paraphrase. Die Musik gehorcht dem Diktat einer reproduzierbaren Soundkonserve mit Live-Ergänzungen: Wellness-Wellen und konkrete Klangassoziationen. Diese schmeicheln wie aus Improvisationen entstandene Fantasien und Rhapsodien, werden zu einer Suite poetisch anmutender Weichmacher und Stimmungsaufheller (Protagonist und Dirigenten-Substitut ist das Sound-Mixing: Nikolaus Woernle). Es geht nicht um „echte“ Musik. Live-Töne und Melodie-Fragmente von Violine (Constanze Friedel) und Hackbrett (Marieluise Herrmann) mischen sich und malen Tonzaubereien, die aus der instrumentalisierten Bedingtheit weg wollen – oder diese durch Wohligkeit erst ermöglichen.“
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Premiere am 13. Dezember 2018

Spieldauer

ca. 1:00, keine Pause

Team

Komposition, Programmierung, Choreographie, Künstlerische Leitung: John Moran
Tanz: Jule Oeft, Kristin Mente, Yamile Navarro
Live-Musik: Marieluise Herrmann, Constanze Friedel
Lichtdesign: Josia Werth
Sound-Mixing: Nikolaus Woernle
Produktionsleitung: Heiki Ikkola
Produktionsassistenz: Marieluise Herrmann

Eine Produktion von John Moran und Cie. Freaks und Fremde in Koproduktion mit Schauspiel Leipzig und HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz.