Auftragswerk des Schauspiel Leipzig

Ein Wahnsinn was Menschen einander (UA)

Fast ein ganzes Leben, das da vor ihr liegt. Sorgfältig verpackt in 31 Kisten. Marion zieht um. Zum Helfen und Einrichten ist ihre beste Freundin Britta mit ihrer Tochter Nana bei ihr. In der neuen, noch leeren Wohnung steigen beim gemeinsamen Auspacken der Kisten geteilte Erinnerungen und ungeteilte Geheimnisse auf.
Es war kein leichter Schritt für Marion, die alte Wohnungstür hinter sich ins Schloss fallen zu lassen. Doch selbst im Wechsel, Weggeben, Wegwerfen, in jeder Veränderung und in jeder Trennung liegt eine Chance — endlich einmal einen richtig sauberen Schnitt setzen, auch wenn man nur vier Straßen weitergezogen ist und immer noch in denselben Supermarkt einkaufen geht.
Die drei, Marion, Britta und Nana, teilen viele Jahre, Geschichten, Schicksalsschläge und Geheimnisse miteinander. Gemeinsam soll aufgebaut, eingerichtet und Kuchen gegessen werden. Doch der Kuchen landet in der Tiefkühltruhe und die Anleitung zum Bau des neuen Betts will sich nicht finden lassen. Stattdessen kommen neben alten Briefen, Postkarten, einem Stein in Herzform oder einer einzelnen gestrickten Socke auch die Lebensfragen der drei zum Vorschein: Sie kreisen um Erinnerungen, lebenswichtige Entscheidungen, Sehnsüchte nach Geborgenheit oder den Wunsch, eine Einheit außerhalb der klassischen Familienaufteilung zu bilden. Aber auch die Ängste davor, im Alter mit einer Tasse Tee auf einer Kuscheldecke alleingelassen zu werden, die entlarvten, vorgetäuschten Selbstbilder und Lebenslügen, die Sorge um die Tochter, die unausgesprochenen Verletzungen und Risse in der Freundschaft, sogar die Toten der Vergangenheit bleiben nicht aus.
War der Grund für Marions Umzug wirklich der Drang nach einer Veränderung, sich von heute auf morgen häuten wie eine Schlange? Wie soll man mit einem neuen Leben beginnen, den Neuanfang wagen, wenn man mit dem alten noch nicht fertiggeworden ist? Wie viel Abgrund verbirgt sich in der scheinbaren Alltäglichkeit unserer Beziehungen und Gespräche? Was entscheiden wir in unserem Leben und was geschieht einfach?

Die Autorin Kristin Höller, geboren 1996, aufgewachsen in Bonn, studiert seit 2015 Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften in Dresden. 2019 erschien ihr erster Roman „Schöner als überall“ bei Suhrkamp. In ihrem ersten Theaterstück und Auftragswerk des Schauspiel Leipzig wirft sie einen sensiblen und humorvollen Blick auf eine Frauenfreundschaft und drei verschiedene Lebensalter.
Die Uraufführung ist Katrin Plötners dritte Arbeit in der Diskothek nach „DIE KUNST DER WUNDE“ von Katja Brunner und Martina Clavadetschers „Frau Ada denkt Unerhörtes“.
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Pressestimmen

Kunst und Technik
„Das Schauspiel leipzig [sic!] präsentiert sich auf der schriftstellerischen Höhe der Zeit. Autorin Kristin Höller ist jung und ihre Texte preisgeehrt [...]. Johanna Hlawica kreierte auch hier farblich passende Kostüme. Bühnenbildnerin Bettina Pommer setzte fünf knallpinke Zimmer auf eine Drehbühne, und das Musikerduo Geza Cotard untermalt die Salongespräche spielfilmreif. Das ist alles sehr apart anzusehen und zu -hören.“
LVZ
„Plötner [komponiert] den Abend sehr übersichtlich und kurzweilig mit Zeitsprüngen, prägnanten Szenen und einprägsamen Bildern. Manches zum Stillleben arrangierte Zimmer mit eingefrorener Pose sagt mehr, als viele Worte. Ebenso überzeugt der Abend schauspielerisch, Bettina Schmidt und Anne Cathrin Buhtz zeigen sich perfekt wandelbar als beste Freundinnen zwischen 15 und 50. Buhtz spielt Britta, die jung Mutter wurde, und jung alleinerziehend.“
Premiere am 02. Oktober 2021.

Spieldauer

ca. 1:15

Besetzung

Team

Inszenierung: Katrin Plötner
Kostüme: Johanna Hlawica
Dramaturgie: Benjamin Große
Licht: Thomas Kalz
Theaterpädagische Betreuung: Nele Hoffmann

Trailer