Szenisches Projekt
Der Sandmann
von E. T. A. Hoffmann
„Ich war fest gezaubert. Auf die Gefahr entdeckt, und, wie ich deutlich dachte, hart gestraft zu werden, blieb ich stehen, den Kopf lauschend durch die Gardine hervorgestreckt.“
Der Student Nathanael berichtet von den unheimlichen Ereignissen, derer er in seiner frühen Kindheit Zeuge wurde. Angestoßen durch sein folgenschweres Zusammentreffen mit einem enigmatischen Wetterglashändler, der sich bei ihm unter dem Namen Coppola vorstellt, dringen unwillkürlich Erinnerungen in sein Bewusstsein. Tatsächlich scheint ihm ebenjener Coppola niemand anderes zu sein als ein Doppelgänger des ihm so verhassten Advokaten Coppelius, des grässlichen „Sandmanns“, der einst sein familiäres Glück vernichtete. Die albtraumartige Begegnung hinterlässt tiefe Spuren im empfindlichen Gemüt des jungen Dichters. Die Beziehung zu seiner Jugendliebe Clara steht plötzlich unter keinem guten Stern. Der Blick des Nathanael ist wie verzaubert und kann sich nicht mehr losreißen von der „schönen Bildsäule“ Olympia. Nichts bleibt, wie es scheint, in dieser Welt, in welcher Nathanael hin und her geworfen ist, zwischen Traum, Realität und Wahn. Anwälte erscheinen als Monster. Frauen entpuppen sich als Maschinen. Der vernichtende Feuerkreis dreht sich schneller und schneller.
„Es war einmal“ oder: „In der kleinen Provinzialstadt S. lebte“? Märchen oder Tatsachenbericht? Diese Frage stellt sich immer wieder in E. T. A. Hoffmanns Erzählung. Das Werk gilt als Vorzeigebeispiel für die Gattung der schwarzen Romantik. Zeitlich fällt Hoffmanns Schauerroman mit der Herausgabe der prominenten Märchensammlung der Brüder Grimm zusammen. In einer Zeit, in der sich ein unaufhaltsamer Fortschritt der Naturwissenschaften und der Aufklärung Bahn brach, dürstete es die Künstlerinnen und Künstler der Romantik nach dem Phantastischen. Man sehnte sich nach der Magie der Erzählungen, die eine Gemeinschaft der Lauschenden zusammenbringt und so den Zugang zu jenen Welten ermöglicht, die unter der kalten und nüchternen Oberfläche der Realität verborgen liegen. „Heimliches“ verkehrt sich ins „Unheimliche“. Alltägliches weicht dem Mysterium. Raum und Zeit lösen sich auf.
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„Es war einmal“ oder: „In der kleinen Provinzialstadt S. lebte“? Märchen oder Tatsachenbericht? Diese Frage stellt sich immer wieder in E. T. A. Hoffmanns Erzählung. Das Werk gilt als Vorzeigebeispiel für die Gattung der schwarzen Romantik. Zeitlich fällt Hoffmanns Schauerroman mit der Herausgabe der prominenten Märchensammlung der Brüder Grimm zusammen. In einer Zeit, in der sich ein unaufhaltsamer Fortschritt der Naturwissenschaften und der Aufklärung Bahn brach, dürstete es die Künstlerinnen und Künstler der Romantik nach dem Phantastischen. Man sehnte sich nach der Magie der Erzählungen, die eine Gemeinschaft der Lauschenden zusammenbringt und so den Zugang zu jenen Welten ermöglicht, die unter der kalten und nüchternen Oberfläche der Realität verborgen liegen. „Heimliches“ verkehrt sich ins „Unheimliche“. Alltägliches weicht dem Mysterium. Raum und Zeit lösen sich auf.