beach house (UA)

// Stückewettbewerb der Autor:innentheatertage am Deutschen Theater Berlin 2020

Auf dem Rummel hat Ronny für sich und Taylor offenbar das große Los gezogen, und das an ihrem Geburtstag: vier Wochen Beach House. Hauptgewinn, Jackpot. Zusammen mit ihrer rheumakranken Mutter wollen die Zwillinge endlich losfliegen und einfach dort bleiben, wo die Sonne immer scheint. Das Leben in der Wohnsiedlung mitsamt den eigenen Neurosen und Gebrechen scheint sich plötzlich wieder zu lohnen, denn die Verheißung ist so groß, dass das Glück bereits zum Greifen nah sein muss. Als sie erfahren, welche Bedingungen an das Los geknüpft sind, lassen sich Taylor und Ronny auf gefährliche Geschäfte in digitaler und analoger Welt ein, während ihre Mutter sich in Erinnerungen an eine Revolution unter Palmen flüchtet.

Den Sehnsuchtsort namens Beach House stellt Dorian Brunz einer brutalen und betrügerischen Realität gegenüber. Gegen diese anzukämpfen, verlangt den Geschwistern sehr viel ab, beinahe sogar den Glauben an den eigenen Traum.

Dorian Brunz wurde 1993 in Berlin geboren. Bis 2020 studierte er Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin. „beach house“ ist einer von drei Theatertexten, die im Oktober 2020 in der Langen Nacht der AutorInnen im Rahmen der Autorentheatertage am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurden. Nach „atlas“ von Thomas Köck ist dies die zweite Inszenierung von Philipp Preuss in der Diskothek.

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Pressestimmen

Berliner Zeitung
„Materialismus und Idealismus halten die Figuren im Würgegriff ihrer Illusionen, während sich die Welt um sie herum längst in dem gigantischen Tauschgeschäft von Schein und Sein eingenistet hat. [...] Regisseur Philipp Preuss bläst noch ein bisschen mehr Luft hinein, indem er das Ganze als abstraktes Dunkelspiel in eine Designerhaus-Käfig-Kulisse aus Lichtstäben setzt.“
Das Kulturblog
„Ramallah Aubrecht hat ein Skelett aus Leuchtröhren ins Deutsche Theater Berlin gewuchtet, das fast die gesamte Breite der Bühne ausfüllt und den Spieler*innen als Labyrinth aus Stangen dient. Philipp Preuss, Hausregisseur des Schauspiels Leipzig, nutzt diese Kulisse für eindrucksvolle Lichtinstallationen. Mit wallendem Nebel, dem wummernden Sound (Alexander Nemitz) und ausgefeiltem Lichtdesign (Carsten Rüger) setzt dieser Abend ästhetische Akzente [...]. Preuss und sein Team lassen die Muskeln spielen und zeigen, dass sie die Klaviatur der Theatermittel beherrschen.“
KULTURA EXTRA
„Autor Brunz und Regisseur Preuss umschiffen die Klischees gekonnt mit einer an Horvath oder Bukowski geschulten Kunstsprache und einer auch sehr künstlichen, abstrakten Bühnenwelt, die durch viel Licht- und Soundeinsatz noch verstärkt wird. [...] Einsamkeit ist eines der großen Themen dieses Stück [sic!]. Die Inszenierung setzt das bildlich und darstellerisch treffend um. Das Beach House bleibt neonflackernde Illusion.“
nachtkritik
„Dorian Brunz schreibt ausgezeichnete Dialoge und Preuß und Preißler treffen genau den Ton aus rotziger Coolness und Verletzlichkeit, der einen die beiden sofort ins Herz schließen lässt. Die Bühne von Ramallah Aubrecht umrahmt ihre kleinen Sehnsüchte mit einem meterhohen Neonröhrengerüst, dessen Leuchtstäbe sich einzeln und in wechselnden Farben schalten lassen. Dadurch entstehen unterschiedliche Muster und Effekte, es öffnen sich ganz verschiedene Stimmungsräume, vom grellbunt blinkenden Rummel zur schäbigen, kaltweißen Stadtrandsiedlung, wo die Mutter der Zwillinge (Anna Keil) von ihrer bewegten Vergangenheit als Revolutionärin an der Seite des leidenschaftlichen Fernando träumt.“
RBB
„Preuss lässt gerade dem absurd Anmutenden Raum, das in ‚beach house‘ steckt. Vor allem aber bebildert er ihn mit einem düsteren, wuchtigen und vor allem visuell eindrucksvollen Regiekonzept. Das haben Bühnenbildner Ramallah Aubrecht und Lichtdesigner Carsten Rüger so simpel wie spektakulär umgesetzt: Auf der Bühne steht ein Gestänge mit Leuchtröhren, das je nach Beleuchtung und Lichtstimmung mal die karge Hochhaus-Tristesse abbildet, mal den schillernden, verheißungsvollen Sehnsuchtsort Beach House zum Leben erweckt.“
Der Freitag
„Mit beeindruckendem Bombast aus verschiedenfarbigen Lichtgestängen und einer großsinfonischen Wummermusik von Alexander Nemitz wird das kleine, fein gezeichnete Sozialdrama, in dem sich eine Familie per Losgewinn nach Florida träumt, überdimensional auf die Bühne gestellt – es ist, als ob man sich ein Spiegelei in einem Hochofen brät.“
Kunst und Technik
„Das Bühnenbild von Ramallah Albrecht stilisiert vier Räume deren Wandumrisse knallfarbig zum Leuchten gebracht werden können. Da stehen die Akteure drinnen und können zueinander nicht finden. Frau Schmetterling (Anna Keil) sitzt mittig, ächzt […], bevor sie zur greisen Betty Davies mutiert. Ronny (Felix Axel Preißler) widerspricht allen Attributen eines Strichjungen und zeigt den Willen, sein Leben zum bessren zu wenden. Taylor (Julia Preuß) wandelt sich von der haarlosen Puppe zum widerspenstigen Charakter, der sich um seine Lieben sehr sorgt. Fernando (Tilo Krügel), der Filmproduzent, nutzt Menschen- wie Tiermaterial zum profitablen Geschäft. Die vier agieren wandlungsfähig, trotz Distanz nimmt man ihnen die inneren Kämpfe und persönlichen Konflikte ab.“
LVZ
„In der Mitte des Hauses sitzt Frau Schmetterling auf dem Boden. Von Anna Keil wunderbar entrückt gespielt, die Schmerzen der verkrüppelten Hand im Jetzt, die Gedanken in der Vergangenheit. Um sie herum kreisen wie Satelliten Ronny (Felix Axel Preißler) und Taylor (Julia Preuß). […] Fernando (Tilo Krügel in Absatzschuhen), ein schmieriger Produzent, hat angebissen und torkelt über die Bühne. Alles durchweg glaubwürdig konstruierte und in ihrer Ambivalenz sehr gut gespielte Figuren. Auch die Erfolgreichen sind innerlich leer. Wie im Teilchenbeschleuniger kollidieren die Hoffnungsmotive. […] Die Inszenierung dringt zu den unsichtbaren Zerstörungskräften einer Gegenwartsgesellschaft vor, der der Sinn abhanden gekommen ist.“
theatrum vinum
„Beach House [sic!] spielt in einer Wohnsiedlung am Stadtrand. Aber Dorian Brunz möchte mit seinem Text kein Milieu abbilden, wie er sagt – und das tut auch Philip Preuss mit seiner Inszenierung nicht. Die Zwillinge bleiben indifferent und unscharf, wie ihre sich überlagernden Gesichter in den Videoeinspielungen beziehungsweise Projektionen auf einen Gazevorhang […]. Wohin am Ende mit der ganzen Wut? Es bleibt die Enttäuschung über den zerplatzen Traum (und das ambivalente Gefühl der Freude
über die stimmige Umsetzung des Textes auf der Bühne), oder einfach die Erkenntnis, wie Bruce Naumann es ausdrückte: ‚Die Kunst erlöst uns von gar nichts …‘“
Voralberger Nachrichten
„Ohne das Wort Corona benutzen zu wollen, hat sich die Regie dazu einiges einfallen lassen, denn auch das ist im Stück Thema. Begegnung ohne Berührung herzustellen, neben der schon erwähnten parallelen Bewegung der Einsatz von Kameras, Bildübertragungen, usw. Auch die Sprachführung ist gelungen und ein Besuch der Aufführung von ‚beach house‘ von Dorian Brunz in Leipzig, dessen Ensemble und Regisseur das Stück umgesetzt haben, ausdrücklich empfohlen.“
Leipzig-Premiere am 29. Januar 2022

Spieldauer

ca. 2:00, keine Pause

In dieser Inszenierung wird Stroboskoplicht verwendet.

Die Lautstärke dieser Inszenierung überschreitet stellenweise 95 Dezibel.

Besetzung

Anna Keil als Frau Schmetterling
Julia Preuß als Taylor Schmetterling (ihre Tochter)
Felix Axel Preißler als Ronny Schmetterling (deren Zwillingsbruder)
Tilo Krügel als Fernando

Team

Bühne & Kostüme: Ramallah Aubrecht
Sound: Alexander Nemitz
Lichtdesign: Carsten Rüger
Dramaturgie: Matthias Döpke
Theaterpädagogische Betreuung: Amelie Gohla

Trailer