Die Radikalität der Gedanken und die Radikalisierung der Wirklichkeit.
Erzählungen vom Kommunismus und ihr Verhältnis zur Realität.
Gerd Koenen im Gespräch mit Dr. Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung)
1929/1930 in überraschender zeitlicher Nähe zur „Dreigroschenoper“ entstanden, wollte Bertolt Brecht in Zusammenarbeit mit Hanns Eisler in der „Maßnahme“ explizit ein Modell für seine Lehrstück-Theorie konzipieren. In der Absicht, sich für die Sache der Kommunistischen Partei zu engagieren – und zur Bildung insbesondere derer, die das Werk entsprechend der Lehrstück-Theorie ausführen sollten: die Chöre und Gruppen der Arbeiter-Kunstvereine.
Unmittelbar nach der erfolgreichen Uraufführung der „Maßnahme“ 1930 in Berlin, die wegen ihrer klaren Haltung in der Sache letztlich nur als Spätvorstellung stattfinden konnte, kam genau aus den kommunistischen Reihen Kritik am Werk, an Brecht und Eisler und der eher intellektuellen Art und Weise, wie sie sich 'fern am Schreibtisch' den Klassenkampf und die Arbeit der Partei vorstellten. Daraufhin änderten Brecht und Eisler verschiedene Texte und Szenenverläufe. Und bereits mit der Uraufführung interviewten sie per Fragebogen die Teilnehmenden nach ihren Eindrücken und Bewertungen, insbesondere auch nach ihrer Beurteilung des „politischen Lehrwertes“ des Werkes.
Diese Geschichte ist kein Einzelfall; immer wieder, so beschreibt es Gerd Koenen in seinem jüngst vorgelegten Groß-Essay „Die Farbe Rot“, nahmen in der Weltgeschichte Literaten und literarische Werke Partei für die Sache der Kommunisten – und das nicht erst im 20. Jahrhundert. Wobei (nicht nur) im Falle der „Maßnahme“ die Frage entsteht, welche Debatten dabei entstanden und wie die Radikalität der Literatur sich in Bezug auf die Wirklichkeit verhält.
Zum Abschluß unserer Veranstaltungsreihe im Rahmen von „Die Maßnahme / Die Perser“ nehmen Gerd Koenen und Jens Bisky die Wechselwirkungen, die Reibungen und die Bezüge zwischen politisch-gesellschaftlicher Realität einerseits und der Sphäre der Literatur andererseits in den Blick.
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Gerd Koenen im Gespräch mit Dr. Jens Bisky (Süddeutsche Zeitung)
1929/1930 in überraschender zeitlicher Nähe zur „Dreigroschenoper“ entstanden, wollte Bertolt Brecht in Zusammenarbeit mit Hanns Eisler in der „Maßnahme“ explizit ein Modell für seine Lehrstück-Theorie konzipieren. In der Absicht, sich für die Sache der Kommunistischen Partei zu engagieren – und zur Bildung insbesondere derer, die das Werk entsprechend der Lehrstück-Theorie ausführen sollten: die Chöre und Gruppen der Arbeiter-Kunstvereine.
Unmittelbar nach der erfolgreichen Uraufführung der „Maßnahme“ 1930 in Berlin, die wegen ihrer klaren Haltung in der Sache letztlich nur als Spätvorstellung stattfinden konnte, kam genau aus den kommunistischen Reihen Kritik am Werk, an Brecht und Eisler und der eher intellektuellen Art und Weise, wie sie sich 'fern am Schreibtisch' den Klassenkampf und die Arbeit der Partei vorstellten. Daraufhin änderten Brecht und Eisler verschiedene Texte und Szenenverläufe. Und bereits mit der Uraufführung interviewten sie per Fragebogen die Teilnehmenden nach ihren Eindrücken und Bewertungen, insbesondere auch nach ihrer Beurteilung des „politischen Lehrwertes“ des Werkes.
Diese Geschichte ist kein Einzelfall; immer wieder, so beschreibt es Gerd Koenen in seinem jüngst vorgelegten Groß-Essay „Die Farbe Rot“, nahmen in der Weltgeschichte Literaten und literarische Werke Partei für die Sache der Kommunisten – und das nicht erst im 20. Jahrhundert. Wobei (nicht nur) im Falle der „Maßnahme“ die Frage entsteht, welche Debatten dabei entstanden und wie die Radikalität der Literatur sich in Bezug auf die Wirklichkeit verhält.
Zum Abschluß unserer Veranstaltungsreihe im Rahmen von „Die Maßnahme / Die Perser“ nehmen Gerd Koenen und Jens Bisky die Wechselwirkungen, die Reibungen und die Bezüge zwischen politisch-gesellschaftlicher Realität einerseits und der Sphäre der Literatur andererseits in den Blick.