Der Sturm
Kraftvoll branden die Wellen am Strand der abgelegenen Insel — eine unverhoffte Zuflucht mitten im Meer. Nach einem gewaltigen Unwetter auf hoher See retten sich Antonio, der Herzog von Mailand, sowie Alonso, der König von Neapel, und ihre Gefolgschaft an Land. Zwölf Jahre zuvor fand schon einmal ein Herzog von Mailand an diesem Ufer Zuflucht. Damals lautete der Name allerdings Prospero und es war der Bruder des heutigen Amtsträgers. Hinterhältig war er gestürzt und zusammen mit seiner Tochter aus der Heimat verstoßen worden. Seither herrscht das vormalige Oberhaupt Mailands, auch dank seiner Zauberkunst, über die eigentümliche Insel. Zu seinem Hofstaat zählen lediglich das eigene Kind, Sklave Caliban und Luftgeist Ariel.
Die Zeit verstreicht im Exil, bis zu jenem Tag, als sich plötzlich die Gelegenheit für Vergeltung bietet: Ein glücklicher Umstand führt die Reiseroute der Verschwörer an der Insel vorbei. Mit Ariels Hilfe beschwört Prospero einen Sturm, der ihm die Reisenden quasi vor die Füße spült. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, die Karten neu zu mischen. Versprengt schlagen sich die Schiffbrüchigen über die Insel. Während der vormalige Herzog an all seinen magischen Strippen zieht, um sich Recht zu verschaffen, verläuft die Linie von Zwang und Unterwerfung nicht allein entlang der Bruderintrige. Auch Prosperos Macht auf der Insel erwächst nicht aus rechtmäßiger Herrschaft. Ariel steht tief in seiner Schuld und kauft sich mit jedem Dienst ein Stückchen frei. Calibans Gefolgschaft dagegen entspringt ausschließlich der Unterdrückung. Selbst wenn Prospero ihn zu Dankbarkeit verpflichtet glaubt, ob der Sprache, die er ihm beibrachte. Um nicht zu sagen aufzwang. Es verwundert also nicht, dass sich von verschiedenen Seiten Widerstand gegen diesen Status quo regt sowie der Impuls, neu auszuloten, wem hier eigentlich was zusteht.
In seinem letzten Stück „Der Sturm“ entwirft Shakespeare die Geschichte vom verstoßenen Herzog Mailands und seinem Weg zurück auf den Thron. Prosperos Bemühungen um Vergeltung, Gerechtigkeit und Rehabilitation changieren in ihrem moralischen Gehalt, je nachdem, wessen Standpunkt wir einnehmen. Damit thematisiert das Stück das Aufkommen von Kolonialismus und Globalisierung sowie anknüpfende Fragen von Zivilisation und Natur, von Recht und rechtmäßiger Herrschaft. Bald türmt sich Shakespeares verwunschene Insel in den Hallen der ag(o)ra auf, lässt ihre eigentümlichen Figuren und Kreaturen dort hausen und den Sturm sich entfachen.
Adewale Teodros Adebisi ist freier Regisseur und seit 2008 auch als Dozent für Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste beschäftigt, seit 2015 zudem im Studiengang Film an der FH Dortmund. Er erarbeitete Inszenierungen u. a. für das Theater Neuss, Theater Heilbronn, Schauspielhaus Bochum sowie das Deutsche Nationaltheater Weimar. Nach „Die Bridgetower-Sonate“ ist „Der Sturm“ seine zweite Arbeit am Schauspiel Leipzig.
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Die Zeit verstreicht im Exil, bis zu jenem Tag, als sich plötzlich die Gelegenheit für Vergeltung bietet: Ein glücklicher Umstand führt die Reiseroute der Verschwörer an der Insel vorbei. Mit Ariels Hilfe beschwört Prospero einen Sturm, der ihm die Reisenden quasi vor die Füße spült. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, die Karten neu zu mischen. Versprengt schlagen sich die Schiffbrüchigen über die Insel. Während der vormalige Herzog an all seinen magischen Strippen zieht, um sich Recht zu verschaffen, verläuft die Linie von Zwang und Unterwerfung nicht allein entlang der Bruderintrige. Auch Prosperos Macht auf der Insel erwächst nicht aus rechtmäßiger Herrschaft. Ariel steht tief in seiner Schuld und kauft sich mit jedem Dienst ein Stückchen frei. Calibans Gefolgschaft dagegen entspringt ausschließlich der Unterdrückung. Selbst wenn Prospero ihn zu Dankbarkeit verpflichtet glaubt, ob der Sprache, die er ihm beibrachte. Um nicht zu sagen aufzwang. Es verwundert also nicht, dass sich von verschiedenen Seiten Widerstand gegen diesen Status quo regt sowie der Impuls, neu auszuloten, wem hier eigentlich was zusteht.
In seinem letzten Stück „Der Sturm“ entwirft Shakespeare die Geschichte vom verstoßenen Herzog Mailands und seinem Weg zurück auf den Thron. Prosperos Bemühungen um Vergeltung, Gerechtigkeit und Rehabilitation changieren in ihrem moralischen Gehalt, je nachdem, wessen Standpunkt wir einnehmen. Damit thematisiert das Stück das Aufkommen von Kolonialismus und Globalisierung sowie anknüpfende Fragen von Zivilisation und Natur, von Recht und rechtmäßiger Herrschaft. Bald türmt sich Shakespeares verwunschene Insel in den Hallen der ag(o)ra auf, lässt ihre eigentümlichen Figuren und Kreaturen dort hausen und den Sturm sich entfachen.
Adewale Teodros Adebisi ist freier Regisseur und seit 2008 auch als Dozent für Schauspiel an der Folkwang Universität der Künste beschäftigt, seit 2015 zudem im Studiengang Film an der FH Dortmund. Er erarbeitete Inszenierungen u. a. für das Theater Neuss, Theater Heilbronn, Schauspielhaus Bochum sowie das Deutsche Nationaltheater Weimar. Nach „Die Bridgetower-Sonate“ ist „Der Sturm“ seine zweite Arbeit am Schauspiel Leipzig.
Premiere am 12. September 2025
ag(o)ra: Saal
ag(o)ra
Schauspiel Leipzig auf dem Gelände des agra Messepark Leipzig
Bornaische Straße 210, 04279 Leipzig
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ag(o)ra
Schauspiel Leipzig auf dem Gelände des agra Messepark Leipzig
Bornaische Straße 210, 04279 Leipzig
Team
Regie: Adewale Teodros Adebisi
Bühne und Kostüme: Alexander Grüner
Musik: Stella Goritzki
Dramaturgie: Marleen Ilg