Das kalte Herz

von Wilhelm Hauff
Peter, wie schon sein Vater und dessen Vater Kohlenbrenner im Schwarzwald, erträgt es nicht länger, dass alle anderen um ihn herum „so unmenschlich reich sind“, während er bleibt, was er ist. Seine Überlegungen, wie sich das ändern könnte, nehmen eine ungeahnte Wendung: Er erfährt, dass er als Sonntagskind das Glasmännlein aufsuchen darf, das tief im Schwarzwald lebt. Bei ihm hat er drei Wünsche frei. Wie einfach ist das!

Doch Peters Wunsch, immer genauso viel Geld zu haben wie der erfolgreiche Ezechiel, erweist sich als Fehlspekulation: Peter nimmt Ezechiel beim Würfeln das Geld ab. So lange, bis keiner von beiden mehr einen Taler hat. Und Peter steht mit leeren Taschen da.
Seine Wut darüber will Peter am Glasmännlein auslassen. Aber wo das Glasmännlein ist, da wartet auch der Holländer-Michel in der Nähe, als ein skrupelloser Wunsch-Erfüller für alle, die die große Gier umtreibt. Lebendiges Herz gegen unbegrenzten Kredit, lautet Holländer-Michels Geschäftsmodell. Peter willigt ein und trägt ab da Stein statt Herz.
Sein Aufstieg beginnt. Bis er realisiert: Fast niemand um ihn herum hat überhaupt noch ein Herz. Aber: Einen Wunsch hat Peter beim Glasmännlein bis zuletzt immer noch frei …

Der Schwarzwald in Wilhelm Hauffs „Das kalte Herz“ ist ein sagenhafter Zauberwald. Ein Ort, an dem Holz zu Kohle und Glas verwandelt wird — und zu Geld und Erfolg. Eine Fabrik der Träume vom schnellen Aufstieg. Gehandelt wird alles, was das Herz begehrt — Glück, Gier und ganze Lebenswege. Ein sehr erwachsenes Märchen über den schönen Schein und ein Herz aus Stein.

Hauffs „Das kalte Herz“, erschienen 1827, entfaltet diese Erzählung in faszinierend dunkel leuchtender Sprache. In großen Bildern bringt Intendant Enrico Lübbe es auf die Bühne des Schauspiel Leipzig — im Team mit dem Bühnenbildner Etienne Pluss, Kostümbildnerin Bianca Deigner und dem Leipziger Jazz-Musiker Philip Frischkorn, der die Inszenierung live am Flügel begleitet.

Intendant Enrico Lübbe bringt „Das kalte Herz“ als Inszenierung für alle ab 10 Jahren auf die Bühne, im Team mit dem Bühnenbildner Etienne Pluss, der Kostümbildnerin Bianca Deigner und dem Leipziger Jazz-Musiker Philip Frischkorn, der die musikalische Gestaltung der Inszenierung entwickelt.

Rollenbilder: Glasmännlein und Holländer-Michel in Paartherapie

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Pressestimmen

Freie Presse
Regisseur und Intendant Enrico Lübbe schickt in atmosphärisch dichten anderthalb Stunden seine Schauspieler durch den einen oder anderen Gruseleffekt. […] Kalt klirrend und geheimnisvoll zupft Livemusiker Philip Frischkorn schon im Einlass die Saiten per Hand am offenen Flügel, dann hallt fieses Kichern und Flüstern durch den sich verdunkelnden Saal. Hinter beleuchtetem riesigen Bilder- oder Fernsehrahmen wird das Panorama des Schwarzwaldes sichtbar, inklusive mächtiger Baumstämme, Moos und Laub. Bühnenbildner Etienne Pluss schafft eine so zauberhafte wie aufwendige Märchenkulisse. Ganz in Weiß und optisch nah am 1950er-Film führt das zarte Glasmännlein erzählend und handlungstreibend durch die Geschichte, Tilo Krügel besticht unaufgeregt mit wunderbar mystischem Märchensingsang, dessen leicht kratzige Höhen selbst die moralischen Anteile nie zum Zeigefinger werden lassen. […] Der arme Kohlenmunkpeter (Denis Grafe, sympathisch schwärmend im ersten, herrlich eiskalt im zweiten Teil) sehnt sich bald nach nichts mehr als Aufstieg durch mehr Geld.
Kunst und Technik
Zwei Momente aus den durchweg hervorragenden schauspielerischen Angeboten seien herausgestellt:
Erster Moment: das verwandelte Gesicht des Peter-Darstellers Denis Grafe, wenn er aus der weiten Welt zurückkommt. Es ist wie erstarrt. War er erst ein zappliger junger Kerl, haben ihn Heimatferne und Reichtum vereist. Es ist als knirsche Schnee, wenn er sich bewegt.
Zweiter Moment: Szenen in denen Peter mit dem großspurigen und doch von innerer Hilflosigkeit geprägten Ezechiel (Christoph Müller) und dem gefallsüchtigen Tanzboden-König (Denis Petković) auf dem Boden sitzt und die Männer sich klar werden, dass sie alle ihre Herzen versetzt haben.
Tilo Krügel spielt das Glasmännlein und führt auch durch das Stück. Wenzel Banneyer ist ein brutaler schrecklicher Holländer-Michel, Michael Pempelforth spielt Munks Sohn, über den sich entsprechend der Hauffschen Philosophie die Geschichte sinnbildlich fortsetzen wird. [...] Die schwer in Worte zufassende Faszination, die von dieser Inszenierung ausgeht und die die Zuschauer mitnehmen, ist nicht zuletzt der live performten Bühnenmusik von Philip Frischkorn zu danken. Frischkorn läuft um den kleinen, vor dem Bühnenportal stehenden Flügel spielt und schlägt und zupft hochkonzentriert die Seiten des Instruments – Klänge, die die Szenen virtuos beflittern.
Sehr wirkungsvoll auch die auf die Bühne projizierten Aufnahmen der Live-Kamera Tim Pathe und die Videos von Kai Schadenberg.
MDR Sachsenspiegel
Die Inszenierung am Schauspiel Leipzig besticht durch starke, stimmungsreiche Bilder und auch durch klug gesetzte musikalische Effekte.
LVZ
Wenzel Banneyer erscheint als Holländer-Michel monströs. […] Denis Grafe spielt den in seiner Jungenhaftigkeit sympathischen Peter Munk, der sich zaghaft aus der Köhlerei fortträumt, bevor er dem Rausch erliegt, im Wirtshaus ein Ansehen zu genießen, für das er nichts weiter leisten muss, als die Taschen voller Geld zu haben. Später sind ihm Überdruss und Freudlosigkeit ins Gesicht gefroren. […] Tilo Krügels Glasmännlein wandelt als altes Gewissen auf leisen Sohlen. Von seinem Kichern geht der eigentliche Märchenzauber aus. […] Die Moral, dass Gold und Güter nicht glücklich machen, ist rasch erfasst. Die Kunst besteht darin, das sagenhaft nahezubringen. Den sieben Schauspielern, in kleinen Rollen noch Denis Petkovic, Michael Pempelforth und Merle Hillmer, gelingt das ebenso überzeugend wie Regisseur Lübbe mit dem Einsatz der Live-Kamera, deren Bilder riesenhaft auf den Wald projiziert werden. Sowie dank der Live-Musik von Philip Frischkorn, der es aus dem Flügel klirren und dräuen lässt, drohen und mahnen.


Premiere: 17. April 2022
Große Bühne


Für alle ab 10 Jahren

Spieldauer

ca. 1:50, eine Pause

In dieser Inszenierung wird Stroboskoplicht verwendet.

Besetzung

Denis Grafe als Peter Munk
Tilo Krügel als Glasmännlein
Wenzel Banneyer als Holländer-Michel
Christoph Müller als Ezechiel / Wanderer
Michael Pempelforth als Schlurcker / Wanderer / Kutscher / Peter Munks Sohn
Denis Petković als Peter Munks Vater / Tanzboden-König / Wanderer
Merle Hillmer, Anaya Hubach als Lisbeth (Gesang)

Team

Kostüme: Bianca Deigner
Live-Musik, Musik / Komposition: Philip Frischkorn
Live-Kamera: Tim Pathe
Dramaturgie: Torsten Buß
Licht: Jörn Langkabel
Theaterpädagogische Betreuung: Rosa Preiß

Trailer