InterEuroVision

BOYS* IN SYNC (Frankfurt / Kopenhagen / Oslo) / Artists in Residence
1968 öffnet sich der Eiserne Vorhang einen Spaltbreit: Auf dem jährlichen Musikfest Intervision im tschechoslowakischen Karlovy Vary stehen erstmals Stars aus Ost- und Westeuropa auf der Bühne, nur wenige Wochen bevor der Einmarsch sowjetischer Panzer die Kulturpolitik des Prager Frühlings beendet. Erst nach dem Fall der Berliner Mauer kommt es zu einem erneuten gesamteuropäischen Musikwettbewerb: Diesmal lädt der westeuropäische Rundfunk zum gemeinsamen Eurovision Song Contest ein. Der Intervision gerät in Vergessenheit.

Völlig zu Unrecht, findet die Performancegruppe BOYS* IN SYNC und organisiert ihren ganz eigenen Musikwettbewerb: den InterEuroVision. Dabei schauen sie auch vor und hinter die Kulissen der Intervision-Ausgabe von 1968: Wie trafen die Sängerinnen und Sänger aus den unterschiedlichen Ländern aufeinander? Welche Symbolwirkung hat der Wettbewerb für uns heute? Und wieso wissen wir so wenig über dieses historische Ereignis? Gemeinsam vergleichen BOYS* IN SYNC die Showeinlagen aus Intervision und Eurovision des Jahres 1968, performen sie in ihren Muttersprachen, treten gegeneinander an und kommen darüber zusammen.

Bis heute beeinflussen europäische und internationale Konflikte den Eurovision Song Contest und erschweren den Anspruch einer unpolitischen, freudigen Ausstrahlung. Seit den 2000er Jahren werfen v. a. westeuropäische Länder den osteuropäischen Ländern vor, ihren Nachbarn die Punkte zuzuschieben oder queere Mitwirkende wie Conchita Wurst (2014) in der Stimmenabgabe zu benachteiligen. Gleichzeitig gilt der Eurovision Song Contest auch aufgrund von osteuropäischen queeren Beiträgen, wie Verka Serduchka, mittlerweile als „Gay Olympics“.

So unpolitisch internationale Gesangswettbewerbe wie der Eurovision Song Contest oder der Intervision auch erscheinen sollen, sie sind immer auch politisch motiviert. Die Showeinlagen, Kommentare und Songs der Shows von 1968 erzählen uns von diesem Zusammenhang.
„Und ich habe immer noch dumme Träume
und rosa und dann, wenn ich morgens aufwache
Also fressen die Vögel meine Träume zum Frühstück
Ich habe sie vor das Fenster gestellt.“
2019 gründete sich die Performancegruppe BOYS* IN SYNC. In ihren Arbeiten kombiniert das Kollektiv Schauspiel, Storytelling und Tanz mit Elementen der Improvisation. Ständige Mitglieder sind die Puppenspielerin Ragni Halle (NO), die Schauspieler Jay Tebogo Fiskerstrand (ZA/NO) und Gregers Hansen (PL/NO), der Tänzer Jakob Krog (DK) und der Regisseur Simon David Zeller (DE).
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Premiere am 28. Januar 2025
Residenz in der Spinnerei

Besetzung

Ragni Halle (NO), Livia Hiselius (SE), Markéta Hrehorová (CZ), Gregers Hansen (PL/NO), Jakob Krog (DK), Simon David Zeller (DE)

Team

Konzept & Performance: BOYS* IN SYNC
Dramaturgie: Markéta Hrehorová
Bühne & Kostüme: Johanna Ralser

In Koproduktion mit Residenz Schauspiel Leipzig, gefördert aus Mitteln des Fonds Darstellende Künste